Pokémon GO ist ein schlechtes Spiel

 

 

Boah, Kumpel, es ist 6 Uhr früh an einem Dienstag und dieser todmüde, mit einem Kater kämpfende Blogger muss etwas loswerden. (Nein, nichts aus dem Magen.) Nachdem ich in den letzten paar Wochen zahlreiche Artikel über den neuesten Videospiel-Wahn veröffentlicht, der die gesamte Welt erfasst zu haben scheint, doch nun muss ich Ihnen eine traurige Mitteilung machen: Pokémon Go ist ein wirklich schlechtes Spiel.

 

Sie werden sich vielleicht fragen, ob ich es nötig habe, Millionen von Spielern in aller Welt, die sich an diesem Spiel erfreuen, das Vergnügen zu verderben. Warum lässt Du uns nicht unser nostalgisches Vergnügen? Ich bin nun einmal ein verbitterter, nicht-sentimentaler Mensch. Aber vor allem sage ich, was ich zu sagen habe, weil ich Ihnen helfen möchte. Lassen Sie mich erklären:

 

Seit der Veröffentlichung dieses „Spiels“ vor etwas mehr als einem Monat stehen zahlreiche Hindernisse zwischen den Pokémon Go Spielern und dieser schwer zu fassenden Qualität „Spaß“ oder „Vergnügen“. Zunächst war es das völlige Fehlen eines Tutorial oder von Anleitungen im Spiel, gefolgt von Serverproblemen, Hacks, App-Abstürzen, die allesamt dafür sorgten, dass Spielern Pokémon entgingen und/oder sie wertvolle Gegenstände vergeudeten. Großartiger Start, liebe Macher. Dann folgte der Drei-Schritte-Bug (three-step bug), der dafür sorgte, dass man Monster unmöglich ausfindig machen kann. (Dienste von Drittanbietern, die dieses Problem zumindest teilweise behoben, wurden von Niantic, dem Entwickler des Spiels, abgestellt, weil scheiß auf alle, die nicht ziellos umherwandern wollen.) Seit kurzem entkommen immer mehr Monster, wenn man versucht, sie zu fangen, und sie scheinen sich auch in eine neue Spezies zu verwandeln, wenn man sie doch erfolgreich gefangen hat. Wirklich gut.

 

Spieler mussten auch erkennen, dass dieses angebliche „casual“ Spiel wichtige Informationen vor ihnen verbirgt, so dass ein riesiges Crowdsourcing-Projekt und die Arbeit von einigen Blackhat Hackers erforderlich war, um herauszubekommen, wie gewisse Dinge funktionieren. Ja, wir reden noch immer von einem Spiel, das vorgeblich für Kinder gedacht ist.

 

Ressourcen im Spiel werden nicht entsprechend an erreichte Levels, etc. angepasst und die Erfahrungskurve (XP curve) ist bei höheren Levels unerbittlich (soll heißen: völlig verrückt). GPS Tracking ist extrem ungenau und das Erfordernis, die App nicht nur geöffnet, sondern maximiert laufen zu lassen, ist geradezu lächerlich. Das leert die Batterie ziemlich schnell, verbraucht große Datenmengen und führt mitunter sogar dazu, dass Smartphones zu heiß werden. Tauschen und Handeln ist nach wie vor nicht möglich und die Gym-Mechaniken ergeben so gut wie keinen Sinn. Spoofing ist so weit verbreitet, dass Twitch sich gezwungen sah, gegen Nutzer vorzugehen, die die Nutzungsbedingungen (Terms of Service) des Spiels im Live-Stream verletzen. Dienste verkaufen Trainer mit hohem Level für hunderte US-Dollar - das ist sowohl Betrug als auch ein Zeichen dafür, wie verdammt langweilig es ist, dieses Spiel zu spielen.

 

Jedes dieser völlig legitimen Probleme ist eine Ablenkung vom größeren Problem: das Spiel ist schlicht und ergreifend beschissen. Vielleicht vermittelt das Spielen von Pokémon Go den Eindruck, dass Sie – der Spieler – eine gewisse Kontrolle über Ihr Team von Hahnenkämpfe austragenden Anime-Monstern und eine gewisse Entscheidungsfreiheit haben. Das stimmt nicht. Das Spiel ist ein eine Prise Glück mit einer Überdosis erbarmungsloser Plackerei (grind) – und letztere wird nur umso schlimmer, je länger Sie spielen.

 

Sie können nicht alle fangen (catch ‘em all), wie der Slogan lautet, weil viel Monster entweder nicht verfügbar oder regionsspezifisch sind und Sie können immer nur sehr kurz Gym Leader (Anführer eines Gym) sein, so dass diese Ehre nahezu bedeutungslos ist. Die Kampfmechaniken leiden unter Lag (Zeitverzögerung) und sind sehr schlecht ausbalanciert. Dieselben fünf Monster scheinen alle Gyms zu dominieren und werden in allen halbwegs bevölkerten Gebieten innerhalb weniger Minuten von den identischen Monstern eines anderen Teams verdrängt. Also was ist das Endziel? Sich langsam und mühsam zum nächsten Level hinaufzuarbeiten, nur um zu erkennen, dass die Belohnung in keinem Verhältnis zum erforderlichen Aufwand steht?

 

Das Spiel sorgt dafür, dass sich Menschen in besorgniserregenden Mengen im Freien herumtreiben, aber mit allen, die ich auf diese Weise getroffen habe, hätte ich am liebsten gar nicht gesprochen. Pokémon ist kein bestimmender Teil meiner Persönlichkeit. Ich habe genügend richtige Freunde. Das Einzige, was an Pokémon Go Spaß machte, war, den Versuch zu unternehmen herauszufinden, was zum Teufel man eigentlich machen soll. Nun kennen wir die Antwort: Herumgehen, beten und sich von Betrügern besiegen lassen. Ich habe soeben meinen Account gelöscht. (Lebe wohl, BongKing78). Sie sollten das auch tun.