In einem Zeitalter, in dem anonyme Keyboard-Mobs (Shitstorms und Co.) regieren, wurde der Begriff “git gud” zum Schlachtruf der selbstgerechten Gaming-Elite. Sie können diesen Boss nicht besiegen? Git gud. Sie kommen bei dem Rätsel nicht weiter? Git gud. Zu niedriger Level? Git gud, Noob.
Gitting gud, eigentlich getting good (ein guter Spieler werden), ist leider oft viel leichter gesagt als getan – Arbeit, familiäre Verpflichtungen, Lernen oder andere Aufgaben des realen Lebens hindern viele daran, hunderte Stunden in die neuesten Spiele zu investieren, um einen so prestigeträchtigen, aber in Wahrheit scheinheiligen Status zu erlangen. Ich persönlich halte „gitting gud“ für überbewertet – und das ist der Grund, warum ich besonders gerne Spiele spiele, die dazu ermuntern, sich NPC-Begleiter zu suchen, die einem helfen.
Es macht mir zwar Spaß, in Strategiespielen Gott zu spielen oder kooperativ mit Freunden Schlachten zu bestreiten und Rätsel zu lösen, aber ich spreche hier vor allem von den Spielen, die die Unterstützung durch einen NPC anbieten oder von den Spielern verlangen, sich aktiv Begleiter zu suchen. Als ich Fallout: New Vegas zum ersten Mal durchspielte, ging ich gegen Caesar's Legion vor und wurde von Lanius Legate öfter besiegt, als ich eingestehen möchte. Unterwegs seine Armee von Fußsoldaten zu besiegen, war leicht genug, aber das Monster of the East war zu stark für mich allein – mit ihm wurde ich erst fertig, als ich meine beeindruckende Verbündete Veronica Santangelo zu Hilfe rief.
Als ich mit meiner Kameradin im Schlepptau die letzte Arena betrat, stürzte sich Ms. Santangelo sofort auf den Boss – und dass ich sie dazu auffordern musst,e möchte ich hinzufügen -, was mir genügend Zeit gab, seine Anhänger zu erledigen und ihn selbst dann mit einigen Fat Man Treffern aus der Distanz auszuschalten. Veronica starb, was mich traurig stimmte, aber sie starb für Die Sache. Ich bin mir sicher, dass sie es so gewollt hätte.
Persönliche Bindungen komplett zu entfernen, ist natürlich noch besser. Als mächtiger Zauberer (mage) in Skyrim bereitet mir nichts mehr Vergnügen, als jenseitige Wesen mit Zaubern dazu zu bringen, für mich tätig zu werden. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, welch große Freude es war, als ich den Sprung von der Beschwörung von Flame Atronachs zur Beschwörung von Frost Atronachs machte, als ich in den arkanen Künsten (arcane arts) immer bewanderter wurde. Als ich die Zweihundert-Stunden-Hürde erreichte, schlenderte ich hinter einem ganzen Trupp entschlossener Dremora Lords in den Kampf und hielt mich weitgehend in sicherer Entfernung auf, um im kühlen Schatten Met zu schlürfen, während meine Helfer die Feinde vernichteten.
In BioShock 2 — der absolut beste Teil der Serie, möchte ich anmerken – bereitete es mir besonderes Vergnügen, meine Hypnotize Plasmids zu verbessern, um mich mit Splicers und Big Daddies anfreunden zu können. Die meisten Kritiker führen den Hang des Protagonisten, zwei Waffen zugleich einzusetzen, als Hauptgrund dafür an, warum die Kämpfe im zweiten Spiel unterhaltsamer und besser waren als im ersten, aber es geht nichts darüber, einige Hypnotize Plasmids aufzuladen und Gruppen von Feinden mit der eigenen Bösewichte-die-auf-die-gut-Seite-wechselten-Armee zu vernichten. Natürlich sollten Sie über genügend EVE verfügen, damit Sie nicht dumm dastehen, wenn die Wirkung der Zauber nachlässt/endet.
Dann ist da noch das Herbeirufen von real existierenden Kameraden in Dark Souls (ernsthaft, ich kann Ihnen nicht sagen, wann ich zum letzten Mal einen Bosskampf ganz allein in Angriff nahm), die Zusammenarbeit mit Fremden in GTA V (wählen Sie nie mich für Ihr „heist“ Team) und lassen Sie mich ja nicht damit anfangen, wie glücklich ich war, als Antlions auf Gordon Freemans Seite wechselten, ehe sie in Half-Life 2 seinen Kampfbefehlen folgten.
Git gud? Go git 'em (schnappt sie euch) passt mir viel besser, danke. Ich bin hier hinten, falls ihr mich braucht.
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