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Dishonored, ein Stealth Spiel für Leute, die Stealth hassen

 

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Stealth-Spiele zählen nicht unbedingt zu meinen Stärken, Ich bin nicht geduldig genug, ich bin nicht konzentriert genug und mir fehlt die Disziplin, den Knoten im Zentrum eines jeden Levels zu entwirren. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich liebe es, im Schatten herumzuschleichen. Ich mag es nur nicht, von Feinden entdeckt zu werden. Und ich werde immer entdeckt. Manche Spieler bestrafen solches Fehlverhalten und schicken den Spieler zurück zu einem Ladeschirm (loading screen), wenn es wagt, auch nur eine Zehe ein bisschen zu weit hervorzustrecken. Dishonored zählt glücklicherweise nicht zu diesen Spielen. Im Unterschied zu vielen anderen aktuellen Spielen ist Dishonored von den Fehlern der Spieler ebenso fasziniert wie von ihren Heldentaten.

 

Seine Levels sind mitunter lang und gewunden, mitunter klaustrophobisch und eingeengt, aber immer organisch und scheinbar nie ausschließlich zum Vergnügen anderer kreiert. Während der zweiten Mission des Spiels, dringt der schweigsame Protagonist Corvo Attano auf das Anwesen von High Overseer Campbell vor, um diesen zu töten. Doch wie das passiert, bliebt dem Spieler überlassen. Sie können Campells Glas durch das eines Rivalen austauschen, den er vergiften möchte, oder einfach beide vergiften oder Campell töten, ehe er überhaupt den Raum mit dem Gift betritt oder ihm die Kehle durchschneiden, lange nachdem er den Raum verließ.

 

Als ich Dishonored zum ersten Mal spielte, hatte ich keine Ahnung, wer Campbell ist oder wie er aussieht. Und deshalb kann ich mich gar nicht daran erinnern, ihn getötet zu haben. Warf ich vielleicht versehentlich eine Granate in seine Richtung? Oder womöglich stach ich ihn nieder, während ich versuchte, aus dem Gebäude zu entkommen, nachdem ich den Inhalt eines Safes in einem Büro im Keller gestohlen hatte, der mit der Handlung überhaupt nichts zu tun hatte. Irgendwann stieß ich auf Samuel, der mit seinem Boot wartete, wie er es immer macht, bereit mich zwischen den Ladeschirmen (loading screens) von Dishonored herumzufahren wie ein alter Freund, der weiß, wann er besser keine Fragen stellt. Die besten Labyrinthe sind diejenigen, die man kaum bemerkt, und Dishonoreds scheinen oft unsichtbar zu sein.

 

 

Das wir besonders deutlich, wenn man sich Speedruns ansieht. Der aktuelle Weltrekord für das Durchspielen des Spiels beträgt 33:28:744. Er wird von“Heny” gehalten und ist nur einen Monat alt. Manche Spieler beschwerten sich darüber, dass das Spiel zu kurz sei, als es seinerzeit erschien, aber es ist unglaublich, wie viel visuelle Höhepunkte und thematische Tiefe in etwas mehr als eine halbe Stunde Spielzeit gepackt wurden. Auf gewisse Weise ist dies nur ein Beweis dafür, wie offen und prägnant der Rest des Spiels ist. Wenn Sie einen seiner Lagerschränke (storage closets) mir denen in Deus Ex: Human Revolution oder BioShock Infinite vergleichen, werden Sie zu schätzen lernen, wie karg das Spiel ist, ohne leer zu sein.

 

Der Schlüssel zum Erfolg beim Speedrunning in Dishonored ist das richtige Management der Fäschchen (vials), mit denen Sie Ihre Magie wiederherstellen können, die Sie benötigen, um sich mittels Blinzeln (blink) über die Karte zu bewegen, um jeden Level so schnell wie möglich zu absolvieren.Es gibt gewisse Stellen im Spiel, wo es sich auszahlt, ein paar Sekunden zusätzlich zu investieren, um weitere Ressourcen einzusammeln, da man dann später einige Male zusätzlich blinzeln (blink) kann. Man sollte meinen, dass es, um einen Stealth-Level möglichst schnell zu bewältigen, notwendig ist, ein Blutbad anzurichten, aber das stimmt ganz und gar nicht. Heny hat nicht die Zeit, irgendwelche NPCs zu töten. Er eliminiert nur diejenigen, die erunbedingt eliminieren muss. In Dishonored ist heimliches Vorgehen (stealth) nicht gleichbedeutend mit langsamem Vorgehen.

 

Es ist dieser Aspekt des Spiels, der dafür gesorgt hat, dass es mir auch nach Jahren noch lebhaft in Erinnerung ist. Es fällt mir schwer, mich an die Spiele zu erinnern, die mir 2013, 2014 oder auch letztes Jahr am besten gefielen, doch Dishonored ragt heraus wie ein Stück Silber nach jahrelangem Sammeln von Schmutz: nicht sorgfältig poliert, aber unverwechselbar. Während andere Spiele versuchten, das perfekte kleine Labyrinth zu bauen, konzentrierte sich Dishonored darauf, eine Welt zu kreieren, die mit dem Spieler zurechtkommt, was immer dieser auch tun mag. Wenn Sie alle töten, die Ihren Pfad kreuzen, werden die Gassen und Kanäle der Stadt, in der die Seuche wütet, noch chaotischer werden. Wenn Sie einen etwas tugendhafteren Pfad wählen, wird das Spiel versuchen, einen Anschein rationaler Ordnung zu bewahren, vor allem deshalb, damit es noch düsterer und tragischer erscheint, wenn Sie irgendwann doch einen groben Fehler machen.

 

 

Dishonored ist kein besonders schwieriges Spiel. Es ist leicht zu sterben, aber es ist auch leicht zu entkommen. Die Wachen, Killer und Geheimagenten, die sich in seinen Gängen und Straßen herumtreiben, verfügen weder über Maschinengewehre noch übe Röntgenblick, was bedeutet, dass es zwar schwierig sein kann, dass es aber nicht unmöglich ist, sich in einem Schrank zu verstecken und zu versuchen, sie einzeln auszuschalten, oder einfach zu warten und zu hoffen, dass sie die Tür nie öffnen. Auf diese Weise spielt Dishonored gerne mit seiner Beute, etwa so, wie es eine Katze tun würde, neugierig, wie die Kreatur, die ihm ausgeliefert ist, reagieren wird, anstatt einfach seine eigene Macht oder Klugheit zu demonstrieren.

 

Das Spiel weiß, dass es unterhaltsamer ist, entdeckt zu werden und irgendwie einen Ausweg zu finden, weshalb es dem Spieler alle Mittel bietet, die das ermöglichen. Kann ein Katz-und-Maus-Spiel überhaupt Spaß machen, wenn die beiden einander nie sehen? Zum Glück waren im Fall von Dishonored die Entwickler freundlich genug, der Maus magische Kräfte und ein tödliches Arsenal von Steampunk-Waffen zu zu geben. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich es so sehr mag. Dishonored ist kein Spiel, in dem es darum geht, zum Stealth-Meister zu werden, sondern eines, in dem man lernt, damit zurande zu kommen, dass man im Tarnen und Schleichen ziemlich schlecht ist.

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