Dutch Uncles: Big Balloon (Memphis Industries)
Hier ist eine Alternative zu der Aggro-Punk-Poesie von Sleaford Mods: auf ihrem fünften Album haben die Dutch Uncles die kalte, industrielle Plage eingefangen, die damit einhergeht, in Großbritannien in Zeiten der Austerity (Sparsamkeit) arbeitslos und pleite und betrogen worden zu sein. Nach dem 2015 erschienenen O Shudder – eine Odyssee auf das Gebiet des ungeschickten Sex – weicht die Band aus Salford nun ein wenig von ihrem geschmeidigen Schulterpolster-Pop ab und setzt auf einen kräftigeren Sound und größere Entschlossenheit: die Songs auf diesem Album sind von Kate Bushs The Red Shoes, Bowie zu den Zeiten von Low und osteuropäischem Techno beeinflusst und strotzen geradezu von Dringlichkeit: „Big Balloon“ ist ein Song über Antidepressiva und sein schwankender Anstieg versprüht jene Energie, die nicht auf Dauer aufrechterhalten werden kann, während „Same Plane Dream“, ein Song über die Kürzung von Sozialhilfe, in wilder Panik hin und her schlingert, wobei die Instrumente zusammengequetscht sind wie ein Cluster-Kopfschmerz. Doch inmitten der reizbaren Paranoia ist Schönheit zu finden - „Streetlight“ ist ein Moment eleganter Manchester-Romantik und immer wieder erklingen klimpernde Gitarren im Stil von Johnny Marr, die die Finsternis durchschneiden wie Licht, das durch die Lamellen einer Jalousie fällt.
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