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Du hast mich in einer sehr seltsamen Zeit meines Lebens getroffen, Grim Fandango. Und ich glaube, dass ich Dich auch in einer sehr seltsamen Phase der Leben Deiner Schöpfer kennengelernt habe.
Die Abenteuerspielblase war geplatzt. Für viele von uns war der Punkt erreicht, an dem der Witz anfing, unlustig zu werden. Full Throttle schlug bewusst eine erwachsenere Richtung ein als seine Stallkollegen-Vorgänger, die zumeist auf reine Komödie setzten. FT wartet vermutlich mit den besten Sprüchen auf, aber für mich ist es Grim Fandango, dass die existentielle Krise des Genres am besten repräsentiert.
Vergessen Sie die eher unbeholfene Mischung von 2D-Umgebungen und 3D-Modellen und die mühselige Steuerung – dies war ein Spiel über einen auffällig durchgeknallten Charakter, der bald seine Bedeutung und dann seine ganze Existenz in Fragen stellt, um schließlich die gelassene Endgültigkeit des Lebens nach dem Tod zu akzeptieren. Da dies der letzte tiefe Atemzug des Point-and-Click-Abenteuers war (ich bin noch lange nicht gewillt, das Genre als tot zu bezeichnen, aber es ist ganz sicher kein Superstar mehr), fällt es nicht schwer, Grim Fandango als Metapher für, nun ja, sich selbst zu verstehen.
Vielleicht beabsichtigt, vielleicht auch nicht. In einem anderen Universum war Grim Fandango ein unglaublicher Erfolg. Lucasarts konzentrierte sich ganz darauf, 3D-Abenteuer zu machen, Tim Schafer und Co. verließen das Unternehmen nicht, um Double Fine zu gründen, und Escape From Monkey Island war ein Triumph. In diesem Universum wäre Grim Fandango der Bote einer neuen Ära nachdenklicherer Pointer-Clickers, und nicht der (fast) Abgesang eines endenden Zeitalters.
Ich spielte vor nicht allzu langer Zeit die „remastered“ Version. Der Humor war ein bisschen deutlicher ausgeprägt, als ich in Erinnerung hatte, aber er war dennoch in eine Strähne Traurigkeit eingewickelt. Diese Traurigkeit war es, die ich seinerzeit so stark empfand, als ich es zu ermäßigtem Preis in einem Flughafenshop entdeckte, als ich auf den Heimflug wartete, nachdem ich von wohlhabenden Begleitern, mit dem ich quer durch Europa unterwegs war, mehr oder weniger zurückgelassen worden war, weil mein Geld zur Neige ging. Außerdem war es mir zu mühsam geworden, jeden zweiten Tag die Koffer zu packen und weiterzureisen. Dazu kam noch, dass ich meine damalige Freundin vermisste und nicht mehr so genau wusste, wer ich sein wollte.
Manny schien in ähnlicher Verfassung zu sein. Seine halb schöne, halb kaputte Welt wirkte vertraut. Ich identifizierte mich mit ihm, auch wenn er viel cooler war, als ich je sein würde.
Wann immer ich mir verloren vorkomme, denke ich an Manny.
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