Haben Sie schon... gespielt? ist ein endloser Strom von Spielempfehlungen. Mehrmals die Woche, das ganze Jahr lang, vielleicht bis in alle Ewigkeit.
Blood II kam in den späten 90ern auf einer CD voller Bootleg-Vergnügen zu mir, die mir von einem Freund geschenkt wurde, der tief in die blühende „software piracy“ Szene verstrickt war, doch dieser First-Person-Shooter bedeutete mir seinerzeit nichts. Ich hatte Monoliths erstes Blood nicht gespielt und fad die Story im Spiel fast völlig unverständlich. (Erst Jahre später fand ich heraus, dass Blood II die meisten filmischen Szenen nicht abspielte, wenn der Spieler nicht die eine kanonische Option aus den vier angebotenen spielbaren Charakteren auswählte.) Aber ich entdeckte etwas ungewöhnlich Düsteres.
Vielleicht hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt einfach nicht genug Horrorspiele gespielt oder mich allzu sehr auf Routinegeschichten von Action-Heroismus konzentriert, aber Blood II wartete mit einer Abscheulichkeit, einer Atmosphäre von Brutalität und Dreck auf, die ich bis dahin nicht kannte. Auf seine Art erfrischend, aber wenn man sich heutzutage Videos ansieht, wirkt das Ganze hoffnungslos komisch.
Das Spiel wartete mit dem beiläufigen Abschlachten von Zivilisten sowie angeheuerten Bösewichten und knurrenden Bestien auf und erfreute mit einem dämonischen Spielercharakter, der fröhlich über seine Gnadenlosigkeit witzelte. Ein großer Teil des Spiels ist eine Verfolgungsjagd durch eine städtische Umgebung, in deren Verlauf man ein wahres Blutbad anrichtet, ohne sich darum zu kümmern. Hier ist alles verdorben. Alle können sterben.
Jahre später sollte mich das kalte Elend von Max Payne und Vampire: The Masquerade – Bloodlines an Blood IIs verwahrloste Stadt erinnern. Heutzutage geben sich die Macher von Videospielen große Mühe, Städte zu glaubwürdigen Orten zu machen, aber mir fehlen die Spiele, in denen sie durch und durch feindlich, dreckig und beängstigend sind.
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