Und er machte mich so richtig fertig
Ein Jahr im Versteck scheint Assassin's Creed sehr gut getan zu haben. Dass Ubisoft bei seiner erfolgreichsten Serie eine kleine Pause einlegt, kam unerwartet, aber diese Unterbrechung sorgt dafür, dass Assassin's Creed: Origins wie ein Spiel wirkt, das zwar vertraut, aber doch so anders ist, dass es meine Aufmerksamkeit zu erregen vermag. Es ist schon eine Weile her, dass Assassin's Creed mit einem neuen Teil diese Balance hinbekam.
Es scheint, als habe sich Ubisoft einiges von anderen Spielen ausgeborgt, um Assassin's Creed: Origins zu verbessern. Vorheriges Auskundschaften ist möglich, indem man einen zahmen Falken losschickt, eine Mechanik, die an Far Cry Primal erinnert. Es gibt sich stark verzweigende Fähigkeiten-Bäume, die diesen neuen Titel mehr zu einem Rollenspiel machen als alle bisherigen Spiele der Serie.
Doch die mit Abstand größten Veränderungen wurden am Kampfsystem vorgenommen. Ich hasse diesen Vergleich zwar, aber es ähnelt nun mehr Dark Souls als allem anderen. Die Kämpfe basieren auf einem Leichte Attacke/Schwere Attacke/Ausweichen-System, das in den vergangenen Jahren so viele Spiele imitiert haben. Allem Anschein nach gehört die stets zuverlässige Strategie des endlosen Wartens, bis die Zeit gekommen ist, mit einem Button-Druck zu kontern, der Vergangenheit an.
In wahrer „Schlechter Meuchelmörder“ Tradition verhaute ich das Ganze auf geradezu komische Weise. Die erste Wache, die ich töten wollte, war perfekt positioniert, um aus dem Hinterhalt schnell und heimlich getötet zu werden. Statt diesen Gegner elegant zu eliminieren, wich ich nach links aus und stieß ihn dann nur sanft von hinten an. Innerhalb von Sekunden gingen drei Gegner auf mich los. Dennoch gelang es mir, mit einem schnell in einen Feuerkrug – die explosiven Fässer der alten Ägypter - geschossenen Pfeile alle in Brand zu stecken.
In der Gladiatoren-Arena tat ich mich mit dem Kämpfen leichter. Dieses Setting wird in einigen Missionen vorkommen, es ist aber noch unklar, ob die Arena auch ein Standalone-Modus sein wird. Während der ersten Wellen kämpfte ich gegen immer größere Krieger. Größer, muskulöser, mit besseren Schilden, und so weiter. Nachdem ich sie relativ leicht und rasch besiegt hatte, bekam ich es mit dem furchterregendsten Assassin's Creed Gegner zu tun, den ich je gesehen hatte.
Im Kampf Mann gegen Mann musste ich einen sehr stark an Dark Souls erinnernden Boss namens "Slaver" ausschalten, der bei jedem Treffer nur ein Scheibchen seiner Gesundheit verliert. Ich musste bald erkennen, dass es närrisch ist, ihn einfach wild zu attackieren. Letztlich verließ ich mich auf den „Ausweichen“ (dodge) Button, der mir erlaubte, mich im Kreis um diesen Boss zu bewegen. Ich wich seinen Attacken aus, bis ich mich hinter ihm befand, was mir erlaubte, zwei leichte und einen starken Angriff anzubringen. Das wiederholte ich immer und immer wieder.
Es war aber nicht so formelhaft, wie es sich anhört. Ich konnte mir seine Bewegungs- und Angriffsmuster nie ganz einprägen, weshalb ich mich immer wieder einmal in die Offensive begab, während er noch einen Schlag ausführen konnte. Dann wurde ich zu Boden geschleudert und versuchte hektisch, wieder aufzustehen, ehe er mich endgültig erledigen konnte. Wenn es besonders brenzlig wurde, versteckte ich mich hinter einer Falle mit vielen tödlichen Stacheln und hoffte inständig, dass er diese berühren würde. Die besten Momente waren jene, in denen ich meine Kraftanzeige (power meter) voll aufgefüllt hatte und eine Spezialattacke einsetzen konnte. Dies waren die wenigen Augenblicke, in denen ich ihm mehr als nur klitzekleinen Schaden zufügte.
Es war alles vergeblich. Er besiegte mich zwei Mal hintereinander und dann war meine Zeit mit der Demoversion auch schon vorüber. So eine Niederlage ist nicht leicht zu akzeptieren. Der Mitarbeiter von Ubisoft erklärte mir dass dieser Kampf sehr schwierig sei. Aus irgendeinem Grund sorgte dies dafür, dass ich mich noch mehr darüber ärgerte, verloren zu haben.
Da ich sämtliche bisherigen Assassin's Creed Spiele zu 100 Prozent durchgespielt habe, war es eine unerwartete Erfahrung, mit etwas in diesem Spiel echte Probleme zu haben. Mit Ausnahme der letzten Verfolgungsjagd in Assassin's Creed III war für mich nichts in dieser Serie so schwer, dass ich es mehr als zwei oder drei Mal in Angriff nehmen musste. Das Gameplay ist nicht sonderlich schwierig.
Es hat ganz den Anschein, als habe man die Absicht, dies mit Assassin's Creed: Origins zu ändern. Die Kämpfe sind endlich reicher an Nuancen und reduzieren sich nicht bloß auf ein gedankenloses Konter-Fest. In Kombination mit den Rollenspiel-Systemen könnte dies das diesjährige Assassin's Creed endlich zu einem Spiel machen, das sich deutlich von seinen Vorgängern unterscheidet und echte Abwechslung mit sich bringt. Falls das wirklich der Fall sein sollte, war es nur erforderlich, zu den Anfängen zurückzukehren.
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