Nadine Shah: Holiday Destination (1965 Records)
Nadine Shah hält sich auf ihrem dritten Album, einer kraftvollen Zustand-der-Welt-Ansprache, nicht zurück. Der Titeltrack – inspiriert von der Fremdenfeindlichkeit von Urlaubern auf der griechischen Insel Kos, deren Zeugin sie wurde – thematisiert die Behandlung von Flüchtlingen und fragt “How you gonna sleep tonight?” Die aus dem Nordosten Englands stammende Künstlerin (sie ist norwegisch-pakistanischer Abstammung) bringt persönliche Erfahrungen und starke Argumente in „Out the Way“s Sezierung der stark ablehnenden Gefühle gegenüber Immigranten (“Where would you have me go? I’m second-generation, don’t you know?”) ein. Der Song „2016“ wirkt angesichts der Ereignisse in Charlottesville (“There’s a fascist in the Whitehouse”) besonders vorausahnend. Solche geistreichen Bemerkungen werden über düstererem erstklassigem Post-Punk vorgetragen, in dem die Geister von PJ Harvey und Siouxsie and the Banshees über krachenden Gitarren und schnarrendem Saxophon schweben. „Yes Men“ ist der eingängigste der starken (wenn auch nicht immer sofort mitreißenden) Songs, die sie mit ihrem langjährigen Mitstreiter Ben Hillier schuf. Sie hat sich noch nicht dazu entschlossen, einen poppigeren Weg einzuschlagen, um ihre Botschaft in den Mainstream zu tragen, aber es gibt derzeit nur wenige Künstler, die Musik mit so viel Leidenschaft und Durchschlagskraft machen.
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