Chris Thile: Thanks for Listening (Nonesuch)
Der Mandolinen-Virtuose Chris Thile begnügt sich nicht damit, in den vergangenen Jahren die Welten von Bluegrass, Indie-Folk, Jazz und J.S. Bach erobert zu haben, sondern ist nun auch der Moderator von A Prairie Home Companion, der meistverehrten Radioshow des liberalen Amerika. Er löste Garrison Keillor gerade rechtzeitig vor der Präsidentenwahl 2016 ab, weshalb diese politischen Songs, die für den Anfang einer jeden Folge geschrieben wurden, so etwas wie der Soundtrack zum Trauma der politisch eher links stehenden Menschen in der Trump-Ära sind.
„Stanley Ann“ ist eine vom Klavier getragene Lobrede auf Obama; „Feedback Loop“ ist eine leicht wirre Ballade, die die sich selbst bestätigenden geschlossenen Kreise der sozialen Medien thematisiert; „Thank You, New York“ (featuring Gaby Moreno) feiert den künstlerischen, degenerierten Big Apple. Thile ist mitunter harmonisch zu komplex und zu wortreich, während seine Launen irritieren können (sehen/hören Sie sich nur das fröhliche „Elephant in the Room“ an, das davon handelt, zu Thanksgiving bei Verwandten gefangen zu sein). Doch gelegentlich – etwa mit „Douglas Fir“, einem himmlischen weihnachtlichen Duett mit Aoife O’Donovan – trifft er ins Schwarze.
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