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Craig David: The Time Is Now (Albumkritik)

 

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Craig David: The Time Is Now (Sony)

 

 

Craig David hat etwas unerbittlich, herrlich Peinliches an sich. Selbst während seiner Glanzzeit rund um die Jahrtausendwende – vor der Bo’ Selecta! Parodie, den Jahren in Miami (die er vor allem damit zubrachte, Selfies zu veröffentlichen, die ihn mit nacktem Oberkörper zeigen) und seiner Neuerfindung als Veranstalter von Club-Nächten - waren sein schnelles Melisma und sein perfekt gestutzter Bart irgendwie uncool. Sein zweites Album seit seinem Comeback (es begann 2015 mit dem UK Garage Track „When the Bassline Drops“, einer Zusammenarbeit mit Big Narstie, und erlebte mit seinem 2016 erschienen Album Following My Intuition, das die Charts stürmte, seinen vorläufigen Höhepunkt) enttäuscht wahrlich nicht, was höchst peinliche Momente anbelangt. „Magic“, der erste Song des neuen Albums, imitiert die Akronym-Struktur von Nat King Coles „L-O-V-E“ mit Resultaten, die zum Schmunzeln anregen (A steht für „always keeping it real“), während David auf „For the Gram“ seine Selfie-Fähigkeiten feiert und unverfroren darlegt, wie er sein ganzes Leben auf die sozialen Medien abstimmt. Die Art und Weise, wie er über Sex singt – sanft, freundlich, aber fanatisch – hat sich über die Jahre kaum verändert; hier schreibt er erneut Lobgesänge auf die Damen in seinem Leben, wobei er auf „Brand New“ einer dominanten Frau Tribut zollt und auf „Going On“ die Vorzüge einer langen Beziehung rühmt.

 

Doch Davids verliebte Texte wirken wie der einzige durchgängige Faden des Albums. The Time Is Now wartet mit deutlich weniger UK Garage auf als sein Vorgänger, sondern wird seinem Namen gerecht, indem es sich modischer, aber schon überstrapazierter Sounds aus den Charts bedient. Es gibt Latin Pop, Synthesizer, die wie Flöten klingen, scharfe Hi-Hats und eine gewisse Kälte der Austerität, die sich, wie in vielen modernen Popsongs, immer wieder bemerkbar macht (das wird durch das warme und groovy „Live in the Moment“ noch deutlicher gemacht). Es ist schade, dass David kaum auf das Genre zurückgreift, das er mit anderen populär machte, denn hier wird er von verschiedenen Stilen mehr oder weniger verschluckt: „Going On“ beginnt mit einer unverschämten Drake Kopie, während Gaststars wie Bastille die Tracks, an denen sie mitwirken über Gebühr beeinflussen. David mag hart gearbeitet haben, um wieder ins Pop-Firmament aufzusteigen, aber er scheint ziemlich orientierungslos zu sein, seit er dort angekommen ist.

 

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