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Nils Frahm: All Melody (Albumkritik)

 

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Nils Frahm: All Melody (Erased Tapes)

 

 

Es beginnt unerwartet – mit einem wortlosen Choral, der hübsch “ooh”-t. Für sein siebentes Studioalbum erweiterte der deutsche post-klassische Komponist Nils Frahm seine bisher auf Soloklavier konzentrierten Darbietungen, die immer schon sehr individuell waren.

 

Hier sind für ihn neuartige Elemente zu hören: Trompeten und modulare Synthesizer, Vogelgesang und Beatboxes, allesamt aufgenommen in seiner neuen Basis, einem renovierten ostdeutschen Palast der Technologie aus der Mitte des 20. Jahrhunderts, dem Funkhaus Berlin. Wie immer setzt Frahm auf seine technischen Fertigkeiten im klassischen Spielen und betont dabei die Körperlichkeit der Interaktion mit Mitgliedern der Klavierfamilie. Der satte Klang von Fingern auf Tasten auf Hämmern auf Saiten auf dem nebulös jazzigen „My Friend the Forest“ oder „Forever Changeless“ reicht aus, um jeden Hörer in ASMR Verzückung zu versetzen. „Sunson“ hingegen betont Frahms poröse Grenzen, wobei leiser werdende Orgelmusik mit minimalistischer Club-Techno-Percussion verschmilzt.

 

Doch Frahms Urteilsvermögen lässt mitunter zu wünschen übrig. All Melodys Texturen sind großartiges Rascheln und Murmeln, doch seine Behandlung der menschlichen Stimme ist ein Riss in einem ansonsten schönen Klanggemälde. Warum macht man sich die Mühe, Tracks durch einen trockenen Brunnen in Mallorca zu jagen, nur um dann einen 08/15-Chor in Songs wie „Human Range“ langweilig „Ah“ singen zu lassen?

 

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