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Anna von Hausswolff: Dead Magic (Albumkritik)

 

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Anna von Hausswolff: Dead Magic (City Slang)

 

 

Die Orgel ist ein seltsames und faszinierendes Instrument; ihre Pedalklaviatur vermag weltlich wie religiös gestimmte Menschen gleichermaßen zu bewegen. Sie erklingt in freudigen Momenten, etwa wenn ein neues Leben beginnt oder Eheversprechen gemacht werden, aber auch in den traurigen am Ende des Lebens, als Requiem für die Toten. Deshalb verwundert es nicht, dass „gothic“ Komponisten wie die Schwedin Anna von Hausswolff von ihrer Kraft und Magie angezogen werden.

 

Die in Göteborg geborene Musikerin hat in den letzten Jahren die Orgel zu ihrem primären Werkzeug gemacht und nutzt ihr unheimliches Timbre, um ein spannendes und abwechslungsreiches Gewebe aus Orgelpunkt, Dröhnen und von Metal inspiriertem “funeral pop” zu kreieren. Sie schweigt sich zu den Umständen, die sie zu ihrem vierten Album (und dem ersten mit dem Produzenten Randall Dunn, der immer wieder mit SunO))) zusammenarbeitet) inspiriert haben, aus, aber wenn man das brutal düstere Gedicht des 1974 verstorbenen schwedischen Autors Walter Ljungquist bedenkt, das sie im Informationsmaterial für die Presse zitiert, kann man mit ziemlicher Sicherheit feststellen, dass sich die Künstlerin nach wie vor intensiv mit der Sterblichkeit beschäftigt, einem Thema, das in diesem ambitionierten fünf Songs umfassenden Opus mehr als deutliche Spuren hinterlässt.

 

 

Wenn das 2015 erschienene The Miraculous Melodien bot, dann bietet Dead Magic Trauergesänge – kosmische Epen mit Prog-Einschlag, die auf einer Pfeifen Orgel aus dm 20. Jahrhundert eingespielt wurden, die in der Marmorkirken (Frederikskirche) steht, Kopenhagens Rokoko-Kirche aus Marmor. „The Truth, the Glow, the Fall“, der erste Song dieses Albums, erfreut mit einer glitzernden Sinnlichkeit, einem in die Länge gezogenen Crescendo tanzender Streicher und hoffnungsvollem, sich ereiferndem Gesang. Doch diese anfängliche Wärme wird schon von den ersten Klängen von „The Mysterious Vanishing of Electra“ und vor allem von der wilden, bösartigen Inkantation des 17-minütigen „Ugly and Vengeful“, des tektonischen Herzstücks, restlos zerstreut.

 

Ein übernatürlicher Sopran hat Von Hausswolff regelmäßige (und nicht unverdiente) Vergleiche mit Kate Bush eingebracht. Mit Dead Magic schüttelt sie diese Parallelen ab und bietet Gesang, der von honigsüßen Klagen über Heulen, das Flüche zu beenden vermag, bis zu fremdartiger Ululation reicht und ihr ureigenster Stil ist. Diese Songs vom Tod zeigen eine deutliche Weiterentwicklung: Dead Magic ist Von Hausswolffs düsterstes und ambitioniertestes Album bisher, ein Zyklus, der mit Wärme beginnt und via „Källans återuppståndelse“ - ein schwereloser Song stiller Zerstörung mit Streicherbegleitung, der von jeglicher Percussion losgelöst ist - voller Betrübnis endet.

 

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