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Editors: Violence (Albumkritik)

 

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Editors: Violence (Play It Again Sam)

 

 

Editors' Tom Smith ist ein Mann, der sich von Malcolm Gladwells 10.000-Stunden-Theorie nicht beunruhigen lässt, denn er schreibt auch nach 16 Jahren noch immer Texte, als plane er das Drehbuch für einen besonders aufregenden Horrorfilm. Liebespärchen kreischen, Knochen zerfallen zu Staub, Straßen sind mit Seelen gepflastert und das arme alte Britannien wurde zu “charred remains” reduziert. Deshalb ist Violences krönende Leistung, dass das meiste von diesem unheilvollen Nonsens von Musik verschleiert wird, die oft wirklich unterhaltsam ist.

 

Zu ihrem Verdruss ist es den Editors nie gelungen,dem Fluch der Vergleiche zu entgehen, unter dem sie leiden, seit ihr 2005 erschienenes Debütalbum ihnen den Spitznamen “Boy Division” eintrug. Nachdem sie sich in der Mitte ihrer Karriere auf das Gebiet von Plattitüden vorwagten, die Coldplay würdig wären, gehen es die fünf Musiker auf ihrem sechsten Album lockerer an und setzen vermehrt auf gebieterischen „Camp“ im Stil von Depeche Mode, wobei sie von den Produzenten Leo Abrahams und Fuck ButtonsBenjamin John Power unterstützt wurden. Mit ein bisschen mehr Effekthascherei könnten „Cold“, „Nothingness“ und „Darkness at the Door“ richtige Goth-Pop-Kracher à la Chvrches sein ​– wuchtig, reich an Hooks und mit jenem Gefühl angehaucht, das auf den emotional trostlosen früheren Alben der Editors fehlte.

 

 

Diese tonale Veränderung ist ein riesiger Unterschied. Smith gestattet sich selbst auf Violence mehr Stimmumfang, was hilft, seine bekloppten Texte besser zu verkaufen: im Titelsong krächzt er vor Paranoia, während er auf „Magazine“, dessen Refrain wirklich hinreißend ist und mit den besten Textzeilen des Albums aufwartet, verzweifelt und entschlossen klingt.

 

“Now talk the loudest with a clenched fist” singt Smith, anscheinend über Trump: “Top of a hit list, gag a witness.” Die apokalyptischen Balladen „No Sound But the Wind“ und „Belong“ klingen noch immer wie das Waten durch geschmolzenen Asphalt, und einige Experimente klappen nicht so recht, aber phasenweise ist Violence ein völlig unerwarteter Karrierehöhepunkt.

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