Snoop Dogg: Bible of Love (All the Time Entertainment/RCA)
Snoop Lion, die Rastafari-Reinkarnation von Bob Marley, die wir nur so kurz kannten, ist tot. Sparen Sie sich di Gebete. Snoop Dogg ist wiedergeboren, genau rechtzeitig für Ostern, und umklammert eine Bibel und einen Alan-Partridge-großen Sammelteller. Es ist nun klar, dass Snoops wahrer Meister weder Slick Rick noch Dr Dre ist, sondern Richard Branson. Diese neueste Marken-Erweiterung ist ein mehr als zwei Stunden langes Hip-Hop-Gospel-Konfekt, das kurzzeitig charmant angenehm ist, aber bald herzzerreißend langweilig wird. Das Album hat weniger Ecken und Kanten als der Luftballon eines kleinen Kindes.
Einige wunderbare Sänger sind zu hören, darunter die Clark Sisters und Fred Hammond, und überragen die vielen ganz und gar nicht außergewöhnlichen Rapper. Wenn man Onkel Snoops mutmaßliche Reise von Pornographie, Zuhälterei und Mord hin zur Herrlichkeit des Königreichs Gottes bedenkt, ist es entmutigend, dass so viel von dem hier gebotenen Material aus 08/15-Lobreden besteht, kraftlos gleichgültig gegenüber Sünde und Sühne.
Unverzeihlich ist, dass hier kaum etwas von Snoops vorzüglichem, feixendem schleppendem Südstaaten-Tonfall zu hören ist. Falls dies die Wiederkunft ist, lauert unsere grobe Bestie in den Schatten und fürchtet sich vor seiner eigenen einschüchternden Kanzel. Vielleicht wird er jeden einzelnen Käufer aufsuchen und seine fehlenden Verse persönlich direkt an der Türschwelle vortragen und dabei ein Exemplar von Watchtower in der Hand halten. Doch viel plausibler ist das ungute Gefühl, dass er sich schon seit längerem über uns lustig macht und dass nur noch der (schlechte) Ruf zählt, den man zu Geld machen kann.
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