Tory Lanez: Memories Don't Die (Mad Love/Interscope)
Tory Lanez machte vor kurzem Hip-Hop-Schlagzeilen, nachdem er auf Instagram neben dem ebenfalls aus Toronto stammenden Sänger-Rapper Drake zu sehen war, was als das Ende ihres langen Streits/Konkurenzkampfes gedeutet werden konnte. Doch Drake sollte in Betracht ziehen, diese neue Freundschaft rasch wieder zu beenden, sobald er dieses erstaunlich banale, aggressiv chamäleonartige Album gehört hat, das vor allem dadurch bemerkenswert ist, dass Lanez Drakes Flow so schamlos imitiert. Nun ja, nur den arroganten Hohn seiner mehr „thugged-out“ Momente – hier ist sehr wenig von Drakes melodischen Einfällen zu bemerken.
Doch der aktuelle Superstar ist nicht der einzige MC, der im Rahmen von Lanez' mutlosem Bestreben, nur ja keinen eigenen Stil zu entwickeln, kopiert wird. Swae Lees Flehen (auf „4 Me“), Post Malones schwermütige Melodien (auf „Hillside“), The Weeknds ermattete Songcraft (auf „Real Thing“), Rick Ross’ unbekümmerte Erklärungen (auf „Benevolent“) – alle büßen in Lanez' Händen nicht zuletzt aufgrund seiner stimmlichen Darbietungen einiges von ihrem Reiz ein. Wenn man von der schonungslosen direkten Geschichte von häuslicher Gewalt auf „Pieces“ absieht – wo J Cole imitiert wird -, sind die Texte von schlimmen Mädchen und voller stümperhafter Reime so banal, genretypisch und klobig wie billiges Müsli.
Wie Migos oder 2 Chainz gekonnt demonstrieren, ist es nicht notwendigerweise langweilig, über Oberweite und Peitschen zu rappen, aber man muss dafür über Witz, wendige Hooks und eigenwilligen Flow verfügen, womit Lanez nicht einmal ansatzweise aufwarten kann. Er ist so wenig originell, dass man sich fragt, ob er vielleicht ein rudimentäres Spotify-AI-Projekt ist, das mit der RapCaviar Playlist gefüttert wurde und einen trendigen Bart verpasst bekommen hat. Doch Lanez besteht den Turing-Test letztlich nicht und seine Tausendsassa-Vielseitigkeit hat zur Folge, dass er nichts wirklich gut kann.
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