Yo La Tengo: There's a Riot Going On (Matador)
Der Refrain, den Georgia Hubley auf dem zweiten Track von Yo La Tengos 15. Studioalbum sanft singt, erscheint fast wie eine Leitlinie des Trios: “Whenever I see you, there are shades of blue.” Yo La Tengo sind, wie so oft, blau (blue): aber ihres ist nicht das Mitternachtsblau der Verzweiflung, sondern das Blassblau der Melancholie und mitunter das starke Blau eines wolkenlosen Himmels. Der Song veranschaulicht die Band auch auf andere Weise: sein schwungvoller Rhythmus stammt direkt vom Beat Pop der 60er-Jahre, wie es sich für ihren Ruf als Schallplattensammler ziemt, aber umgeformt in etwas Schlafwandlerisches und Beruhigendes, das ganz das ihre ist.
Auf „There’s a Riot Going On“ (das keine Ähnlichkeit mit Sly and the Family Stone hat, was wohl überhaupt niemanden überraschen dürfte) ist ein Aufflackern des alten Feuers spürbar. Bei „For You Too“ ertönt James McNews Bass im Four-to-the-floor-Rhythmus, natürlich mit aktiviertem Verzerrer-Pedal, doch Ira Kaplan weigert sich, diesen Köder zu schlucken, und zupft lieber Arpeggios rund um die Basslinien, anstatt sich gehenzulassen und wild auf sein Instrument einzudreschen, und sein Gesang ist eher ein Murmeln – doch über weite Strecken blasen Yo La Tengo sanft auf das noch glühende Holz, anstatt das Feuer richtig zu schüren.
Nach der relativen Kürze des 2013 erschienenen Fade überschreitet There’s a Riot Going wieder die Ein-Stunden-Marke, was bedeutet, dass es einige Längen gibt: das jazzige, von der Percussion getragene „Above the Sound“ schlängelt sich fast sechs Minuten lang dahin und versucht dabei vergeblich, ein Ziel zu finden. Doch dann folgt unweigerlich etwas so Großartiges wie „Forever“: von Doo-Wop inspirierter Background-Gesang, Kontrabass und Kaplan, der sich über ständig verändernder Percussion als Schmusesänger versucht; das Resultat ist wunderschön und schwer zu fassen, de perfekte Ausdruck von Yo La Tengos Mischung von Ambience und Rock-Klassizismus.
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