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Kylie Minogue: Golden (Albumkritik)

 

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Kylie Minogue: Golden (BMG)

 

 

Das “Nashville Album” bietet Künstlern die Chance, mit exzellenten Songwriters zusammenzuarbeiten, ihr Talent in den Vordergrund zu rücken oder in Würde zu altern. Dies ist die Kulisse für Kylie Minogues 14. Album, das das Resultat zweiwöchigen Schreibens in London und der darauffolgenden Aufnahmen in der US-Country-Metropole ist. Doch Kylie entschied sich nicht für todsichere, typische Country-Nummern, sondern die unheilige Mischung von Country und EDM: Drops gehen in Breakdowns mit kratzenden Fiedeln über , während Banjoklänge auf Tropical House treffen und milde Euphorie auslösen. Selbst „Stop Me From Falling“, der traditionellste Track dieses Albums, ist eher Lumineers als Loretta.

 

Kylies Ausflug in Country-Gefilde ist seltsam: sie war in den USA nie sonderlich erfolgreich und Goldens bodenständige Vorboten werden die berüchtigten Programmgestalter der Country-Radiosender nicht täuschen. Die einzige logische Erklärung scheint zu sein, dass die Flucht aus ihrer musikalischen Komfortzone eine willkommene Verfremdung bietet, die wohl ein Gegengewicht zu den sehr persönlichen Texten sein soll – etwas, das Kylie während ihrer gesamten Karriere vermieden hat, wenn man von dem 1997 erschienenen Impossible Princess absieht. Sie erlitt einen Nervenzusammenbruch, nachdem sie sich 2016 von ihrem Verlobten getrennt hatte, von dem sie betrogen worden war, und ausnahmsweise fließt diese emotionale Vernichtung in die Songs ein. “If I get hurt again, I’ll need a lifetime to repair”, singt sie und beweist ungewöhnliche gesangliche Sensibilität, während sie innerhalb weniger Zeilen Verlangen, Verzweiflung und Zynismus zum Ausdruck bringt.

 

Ein beunruhigender Fatalismus macht sich breit. Jede potenzielle Beziehung ist nur eine weitere Gelegenheit, verletzt zu werden. Obwohl sie mitunter trotzig jugendlich klingt - „Shelby 68“ ist sehr Taylor Swift; „Music’s Too Sad Without You“ so rehäugig wie Lana Del Rey – ist Golden voll von Tod. Das bittersüße „Dancing“ macht deutlich, dass Kylies entschlossen ist, auf einem Höhepunkt abzutreten; sie sehnt sich nach „One Last Kiss“, ehe sie “a light in the distance” trifft; und „Sincerely Yours“ ist eine beunruhigende Abschiedsrede. Sie ringt mit dem Verlangen, wegzulaufen, um zu “find out who it is I’m supposed to be”, wie sie in „Radio On“ singt, einer entzückenden Ballade über die Rettung, die ein guter Popsong bieten kann: “I really need a love song that I believe.” Golden mag es an musikalischer und textlicher Raffinesse mangeln, doch Kylies emotionale Glaubwürdigkeit ist erstaunlich. Ästhetische Veränderungen waren in ihrer Karriere immer sehr wichtig, doch bei Golden hat man zum ersten Mal das Gefühl, dass das ganze Drumherum nur von einem fehlerhaften, aber zutiefst bewundernswerten Album ablenkt.

 

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