Lord Huron: Vide Noir (Republic Records)
Lord Hurons elegische, ätherische Americana-Nummern mögen reizvoll sein, doch Fleet Foxes und Bon Iver kamen ihnen in einem ziemlich überlaufenen Genre zuvor. Deshalb hat die Band aus Michigan rund um ihren Gründer Ben Schneider nach zwei Alben von hymnischer Schönheit mit akustischen Gitarren – und dem Song „The Night We Met“, der durch Netflix sehr beliebt wurde – den musikalischen Kurs geändert.
Nun sind sie bei einem Major-Label unter Vertrag, weshalb Denken in größeren Dinemsonen angebracht erscheint – und so beschwören die Songs nicht länger weite ländliche oder gebirgige Landschaften herauf, sondern die noch weiteren Weiten des Kosmos. Der Titel des Albums bedeutet „schwarze Leere“, und große Schwaden von Hall und Echo (geformt vom Flaming Lips Produzenten Dave Fridmann) kreieren eine himmlische Sound-Wand: viele der Songs verfügen über astrale Themen oder Metaphern. Dass sie überwiegend auf der Bassgitarre geschrieben wurden, gibt ihnen ein stärkeres Chassis, von Pochen im Stil der Killers bis hin zu subtilem Funk. Allfällig übriggebliebene akustische Gitarren wurden bis zur Unkenntlichkeit verzerrt oder auf andere Weise bearbeitet.
„The Balancer’s Eye“ (“I will see you again on the astral plane”) ist kosmischer Pop, während „Wait By the River“ mit seinem Doo-Wop-Gesang und dem Klavier- und Gitarrengeklimper und „Secret of Life“ an Roy Orbison beziehungsweise Chris Isaak erinnern. Schneiders beste Songs machen sich die trostlose Schönheit des Einzelgängers zunutze, dem nun ein viel größeres Universum zur Verfügung steht, um sich darin zu verlieren. Obwohl „Ancient Names (Part I)“ eine überzeugende anschwellende Rocknummer ist, hat Schneider vor allem ein Talent fürs Schreiben sparsamer, geradezu zerbrechlicher Songs, die zu den Sternen aufblicken und über Leben, Tod, das Universum und einfach alles nachdenken. „Lost in Time and Space“ ist wirklich großartig.
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