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Brian Eno: Music for Installations (Albumkritik)

 

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Brian Eno: Music for Installations (UMC)

 

 

All jene, die mit den Klanginnovationen Brian Enos aufwuchsen, wissen, dass der große Mann vor gut einem Jahrzehnt seinen musikalischen Glanz verloren zu haben schien. Wenn er nicht große, langweilige, überladene Stadion-Rock-Produktionen für Bands wie Coldplay und U2 abliefert, arbeitet er gerne mit solchen avantgardistischen Einzelgängern wie Andrea Corr, Jools Holland, Natalie Imbruglia, Belinda Carlisle und Dido zusammen. Seine “song-based” Alben, sowohl solo als auch mit Künstlern wie David Byrne, wurden zunehmend geschmackvoll blutleer und ließen jeden eigenen Charakter vermissen. Der wunderbar unkonventionelle Produzent-Konzeptkünstler, der Bowie verwandelt, Ambient Music erfunden und No Wave geformt hatte, schien zu einem ziemlich langweiligen und einfallslosen Mitläufer verkommen zu sein.

 

Doch es stellt sich heraus, dass Eno nie aufhörte, interessante Ambient Alben einzuspielen – es ist nur so, dass sie ausschließlich im Rahmen konzeptueller Kunstausstellungen zu hören waren. Dieses aus sechs CDs bestehende Set versammelt einige von ihnen: von einem misstönenden, Unheil verkündenden 20-minütigen Dröhnen für eine venezianische Galerie aus dem Jahre 1985 bis hin zu einer 21-minütigen glitzernden Klanglandschaft, die für eine Installation in Kasachstan im vergangenen Jahr aufgenommen wurde.

 

Dies ist Musik, die oberflächlich sauber und minimalistisch ist, aber in den besten Momenten hört man die Mühe und Kreativität unter den scheinbar reibungslosen Oberflächen- es ist fast wie das Betrachten eines geometrischen Gemäldes von Malevich oder Mondrian, wo man mit der Zeit die dicken, unregelmäßigen, texturierten Ebenen der Ölfarben auf der Leinwand erkennt. „Lightness“, 1997 für ein Museum in St. Petersburg komponiert, ist eine reizvolle Serie sanfter, dissonanter, aber sich langsam auflösender Orgelpunkte und plötzlich erklingender Geräusche. „77 Million Paintings“, ein 44-minütiges Stück, das für eine Ausstellung in Tokio im Jahre 2006 kreiert wurde, ist eine interessante Mischung von Gamelan-Tönen und stark bearbeiteten Stimmen. Die Making Space CD aus dem Jahre 2010, die er mit dem Gitarristen Leo Abrahams aufnahm, droht immer wieder in die Belanglosigkeit abzugleiten, aber Tracks wie „Light Legs“ (mit einem endlosen Arpeggio Glockenspiel-artiger Klänge) und das eindringliche „Hopeful Timean Intersect“ sind exquisit.

 

Mitunter reckt die Bequemlichkeit ihr hässliches Haupt empor. Dank der Apps, die Eno selbst mitentwickelte, können Sie diese Art von Ambient Music nun selbst auf ihrem Smartphone kreieren, wobei Algorithmen die von Ihnen gewählten Optionen in Klanglandschaften verwandeln. Manche dieser Stücke, vor allem die ziemlich langweilig und ideenlos klingende letzte CD Music for Future Installations, hören sich an, als wären sie auf einem iPhone gemacht und in kürzerer Zeit geschrieben worden als man zum anhören benötigt.

 

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