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Wiley: Godfather II (Albumkritik)

 

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Wiley: Godfather II (Chasing the Art)

 

 

Wenn es irgendetwas mit seinem filmischen Namensvetter gemein hat, sollte dieser Nachfolger von Wileys 2017 erschienenem Album Godfather komplexer und ambitionierter sein als sein Vorgänger. Doch das ist leider über weite Strecken nicht der Fall.

 

Was die Abfolge der Tracks anbelangt, ähnelt es des Werk aus dem vergangenen Jahr sehr stark, denn eine Eröffnungssalve von Grime-Krachern geht in breiter gefächerte Experimente über. „Been a While“s lästige Wiederholungen von “Eskiboy” sind ärgerliche Buch- und Marken-Werbung, doch „I Call the Shots“ ist genau jene Art von Track, die Wiley zur Höchstform auflaufen lässt, denn die Basslinie im Chicago-House-Stil und die weiträumige Grime-Drum-Programmierung erlauben seinem präzisen Flow, mit frettchenartiger Energie dahinzuflitzen. Es ist eine Erinnerung daran, dass Wiley mehr mit seiner Geschicklichkeit überzeugt als mit seinen Texten. Zahme Zeilen wie “BBK is the squad / without us, things’ll be odd” verblassen neben tollen Gastbeiträgen von JME wie “I make everybody fix up like Ofsted”.

 

Wenn sich das Album über strikten Grime hinaus ausdehnt, wird es nachdenklicher und introspektiver und überzeugt mit einer anziehenden Ehrlichkeit über seine Gier in den Jahren, als er die Spitze der Charts erreichen konnte, aber leider schreckt er zumeist vor ernsthafter Selbstanalyse zurück. Auf „Remember Me“ erklärt er: “I fell down on the floor, my life got a bit darker / But then I got back up and the fans said I’m the Godfather” – eine treffende, wenn auch oberflächliche Auflösung, die darauf hindeutet, dass er alles aus der Ablehnung-des-Pop-Einstellung, die er mit seinem Boy Better Know Kollegen Skepta teilt, herausgeholt hat, was geht. Tatsächlich sind einige der besten Tracks hier die lieblichsten und poppigsten. „Certified“ beweist, warum Shakka – auch wenn es ihm an der Strahlkraft großer Stars mangelt – gerne für flotte Zeilen und Melodien ins Studi geholt wird, während Wiley versucht, herauszufinden, wie sehr er sich in der Beziehung mit seiner neuen Frau zieren soll; „Over It“ wiederum erfreut mit einem warmen, ernsten Dancehall-Refrain.

 

Manche Fans, die ihm seit Anbeginn seiner Karriere treu sind, werden wohl meinen, dass diese Tracks nicht so recht zu Wileys eigentümlicher Stimme passen, aber er wird unterschätzt, wenn er Beziehungen auf den Grund geht, und passt sich ziemlich gekonnt an eine Welt an, in der Afro-Swing dominiert und Grime zunehmend an Bedeutung verliert (zumindest was den Zeitgeist anbelangt). Ein potenzielles Godfather III sollte jedenfalls besser werden als der Film.

 

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