Lykke Li: So Sad So Sexy (RCA)
Vom post-adoleszenten Ennui von Lordes Melodrama über The Weeknds My Dear Melancholy EP bis hin zu Drake, der seiner aktuellsten Single den Titel „I’m Upset“ gab, ist schwermütiger Pop allgegenwärtig. Tatsächlich kam eine vor kurzem veröffentlichte Studie zum Schluss, dass das Genre in den letzten 30 Jahren trauriger wurde, eine Art Adele-fizierungsprozess, wenn Sie so wollen. Trotzdem ist die Popmusik zugleich “more danceable” und “party-like”, was erklären könnte, warum das neueste Album von Lykke Li, der schwedischen Königin des traurigen Pop, sowohl zu „cutting shapes“ als auch zu existenziellen Krisen animieren kann. Mit So Sad So Sexy kehrt Li nach der Geburt eines Kindes, dem Verlust ihrer Mutter und einer kreativen Dürrezeit zur Musik zurück. Das neue Werk wird durch unverhohlene, berauschende Emotionen charakterisiert, was einen deutlichen Unterschied zur wunderlichen, verschlossenen Traurigkeit von früher darstellt.
Von „Hard Rain“ dem ersten Song des neuen Albums, dessen polyphone R&B-Prahlerei so gar nicht zu seiner Botschaft zweier Liebenden, die “back together“ gebracht werden müssen, „/ though we never been apart”, passt, bis hinzu „Utopia“ - am Muttertag veröffentlicht -, das den Abschluss bildet und mit seinem simplen Refrain “we could be utopia, utopia” berührt, fließt ein Gefühl von bittersüßer Fröhlichkeit und stromlinienförmiger Traurigkeit durch die hier versammelten 10 Tracks. Mitunter ist dies schwer zu verkaufen: „Deep End“s Wassergeräusche und Zeilen wie “bae, you burned me” könnten bescheuert wirken, wäre da nicht die Rauheit ins Lis Stimme, während „Last Piece“s sparsame Mischung von Drum Machine und Synthesizerdunst zwischen verletzlich und unaufdringlich hin und her schwankt. Aber wenn diese Gegenüberstellung funktioniert – etwa auf dem Titeltrack, einem würdigen Eintrag in den Trauriger-Pop-Kanon -, ist der Effekt traurig, sexy und fesselnd.
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