The Wave Pictures: Brushes with Happiness (Moshi Moshi)
Dieses kultige, in Leicestershire gegründete Trio macht es sich selbst wahrlich nicht leicht. Während sie zuvor mit alter analoger Ausrüstung oder nur mit einem einzigen Mikrophon und ohne Abmischung aufnahmen, begaben sich die Musiker diesmal ohne zuvor komponierte Musik ins Studio, nur mit den von Frontmann David Tattersall geschriebenen Texten. Alles wurde improvisiert und in nur einem Take eingespielt. Da dies aber für sich allein noch zu einfach gewesen wäre, nahmen sie in betrunkenem Zustand auf, weil sie meinten, dass sie so “more relaxed” wären. Das Resultat ist eine bisweilen komische Tour de Force.
Dieses Verhalten erinnert entfernt an Mark E Smiths oder Captain Beefhearts Studioexzesse, aber es ist ihnen doch recht gut gelungen, vermutlich deshalb, weil sie kompetente Musiker sind, die sich durch das intuitive Spiel einer Jazzband auszeichnen.Besen schlagen sanft, Snares zischen und Toms rumpeln, die Violine wird sparsam, aber perfekt eingesetzt und das Songwriting entwickelt sich organisch. Tattersalls äußerst besinnliches Gitarrenspiel ist der Klebstoff, der alles zusammenhält und dafür sorgt, dass diese traumartige Musik funktioniert. Er ist ein Fan von Jonathan Richman und Lou Reed und geht an Songs, die sich aus simplen Szenen – ein zurückgelassener Koffer oder ein vergessener Babyschuh am Strand - entwickeln, fast literarisch heran und erfreut mit anschaulichen Ausdrücken (“waving to the waving sunflowers”). Die Single „Jim“ mit ihren Mundharmonika-Einlagen erzählt von einem verfluchten Mann, den man besuchen sollte, “just to sit and listen”, und ist der wohl unmittelbarste Bluessong ihrer Karriere.
Tattersalls Phrasierung erinnert phasenweise an Patti Smith und seine gelegentlichen animalischen Schreie ähneln jenen von Iggy Pop in „Gimme Danger“. Die benebelte, literarische Träumerei wird mit der Zeit ziemlich eintönig, aber die Waves beackern mit Sicherheit ein einzigartiges Feld.
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