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Big Narstie: BDL Bipolar (Albumkritik)

 

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Big Narstie: BDL Bipolar (Dice Recording Music)

 

 

Big Narstie wurde zunächst Mitte der Nullerjahre als Grime MC bekannt, aber in den letzten Jahren hat der junge Mann aus dem Süden Londons, der mit bürgerlichem Namen Tyrone Lindo heißt, eher mit mehr oder weniger witzigen Onlineauftritten - als Präsentator von Kurzfilmen für Vice, als ständig angewiderte YouTube-Kummerkastentante namens Uncle Pain – für Aufsehen gesorgt denn mit seiner Musik. Seit vorletztem Freitag sind diese Streiche und Gags auch im Fernsehn zu sehen, und zwar in seiner eigenen Talkshow auf Channel 4, doch Narstie ist eindeutig entschlossen, seine Musikkarriere nicht zu kurz kommen zu lassen. In der vergangenen Woche nutzte er die viele Publicitiy rund um den Start seiner TV-Show, um sein Debütalbum zu veröffentlichen, bloße 12 Jahre nachdem er seinen ersten Plattenvertrag unterschrieben hatte. Und BDL Bipolar (eine Anspielung auf Narsties Musikkollektiv Base Defence League) klingt wirklich so, als wäre daran mehr als ein Jahrzehnt gearbeitet worden. Grime wurde seit dem Wiederaufleben des Genres anno 2014 cleverer, moderner und gestrafter - Narsties ausgelassene und geschäftige Version scheint in der Vergangenheit gefangen zu sein, denn es sind regelmäßig Einflüsse von feurigem Drum’n’Bass und Dubstep sowie veraltete Anspielungen zu hören ( ein ganzer Track ist Charlie Sheen und seinem „winning“ Slogan gewidmet).

 

Es ist auch nicht hilfreich, dass das Album mit seinem kolossalen 26 Tracks langatmig, ja geradezu träge wirkt – und das, obwohl ein Teil der Laufzeit mit weitgehend unzusammenhängenden Comedy-Einlagen von Leuten wie Keith Lemon und People Just Do Nothings Chabuddy G gefüllt ist. Zu denen, die die Aufgabe haben, für musikalische Begleitung zu sorgen, zählen neben Ed Sheeran, dessen sehr langem Rap auf „Hello Hi 2“ es irgendwie gelingt, nicht das Ärgerlichste an diesem Song zu sein – das ist nämlich Narsties cartoon-artiges Bellen -, zahlreiche austauschbare Gäste, die generisches gefühlvolles Crooning beisteuern (eine bemerkenswerte Ausnahme ist Izzie Gibbs, der mit seinem heiseren und seltsam schönen Gesang das Highlight von „Hell No“ ist). Textlich kann Narstie auftrumpfen, wenn er es tun muss – ein gutes Beispiel ist „Grime Battle of Hastings“’ ausgedehnte Metapher -, aber oft erscheinen die Texte zu seicht, da er sich gerne auf einfache Wortspiele verlässt. All das ergibt in Summe ein ausgeleiertes und regelmäßig verwirrendes Album, das wohl kaum einen historischen Moment in Grimes Renaissance markieren dürfte – und es deutet darauf hin, dass die kulturelle Schlagkraft seines Schöpfers auf anderem Gebiet liegt.

 

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