Charles Lloyd & The Marvels with Lucinda Williams: Vanished Gardens (Blue Note)
Auf den ersten Blick sind die Jazzlegend Charles Lloyd und die US-amerikanische Singer-Songwriterin Lucinda Williams ein seltsames musikalisches Paar: ersterer wird für sein peppiges Tenorsaxophon- und sein lyrisches Flötenspiel gefeiert, letztere für ihr traurigen Songs und ihren von Schmerz und Trauer geprägten Gesang. Doch beide haben ihre Wurzeln in den Südstaaten; noch dazu haben zwei Mitglieder von Lloyds vielseitiger und vielschichtiger Band - der launenhafte Gitarrist Bill Frisell und Pedal-Steel-Spieler Greg Leisz – bereits mit Williams zusammengearbeitet. Im vergangenen Jahr veröffentlichten Lloyd und Williams als Zeichen des Protests eine Single, und zwar eine Version von Dylans „Masters of War“. Dieser rebellische Geist wird hier mit der Instrumentalnummer „Defiant“ und einem neuen Songs von Williams - Titel „We’ve Come Too Far to Turn Around“ - beibehalten.
Doch die Stimmung variiert. Williams interpretiert drei eigene alte Songs erneut, darunter den 2007 veröffentlichten „Unsuffer Me“, wobei Lloyd ihren Kummer ebenbürtig zum Ausdruck bringt (es ist wirklich schön, sie ohne lautes Aufjaulen der Gitarre zu hören), während eine Coverversion von Hendrix’ „Angel“ die Schönheit und den Optimismus des Songs liebevoll streichelt. Lloyds Spiel bleibt, obwohl er mittlerweile bereits 80 Jahre alt ist, flüssig, auf dem Titeltrack aggressiv, nachdenklich auf „Blues for Langston and La Rue“, während The Marvels seine Einfälle nicht nur begleiten, sondern aufgreifen und weiterführen. Zu schade, dass Williams auf der schwermütigen „Ballad of the Sad Young Men“ nicht singt. Ansonsten lässt diese unerwartete Zusammenarbeit keinen Kniff aus.
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