Der letzten Zählung zufolge sind mittlerweile 1.537.284 Warhammer Spiele erhältlich, aber, was wirklich verwunderlich war, bis jetzt gab es kein einiges im 4X-Genre. Also hallo, Warhammer 40,000: Gladius - Relics of War.
Es ist sehr schwer, in diesem Genre wirklich innovativ zu sein, da die wesentlichen Grundlagen dafür sorgen, dass alles sehr vertraut wirkt, aber während Civilization das bekannteste 4X (eXplore, eXpand, eXploit und eXterminate) Spiel ist, wird Relics’ klinisches UI und ebenso klinischer Basis-Bau Endless Legend Spielern vertrauter sein.
Das Setup für dieses Spiel ist irre, denn es geht (und ich werde mich hier kurz fassen), um einen Planeten, der von Anomalien betroffen ist und dann von Feinden angegriffen wird, aber das ist jedes Setup für eine 40K Geschichte, soweit ich feststellen kann. Das Wesentliche ist, dass Sie sich auf eine von Menschen bewohnten Planeten befinden, auf dem sich plötzlich massenweise Orks und Necrons herumtreiben (beide ebenfalls spielbare Fraktionen), die gegen Space Marines und reguläre imperiale Truppen kämpfen (beide ebenfalls spielbar).
Nichts davon erklärt, warum der Spieler plötzlich nichts über den Planeten weiß, auf dem er sich befindet, oder warum man die Basiseinheiten der eigenen seit langem etablierten Truppen erneut erforschen muss, aber 4X-Spiele haben Regeln, an die sie sich halten müssen, und Relics ist nur zu gewillt, sich fast sklavisch an diese zu halten.
Warhammer mag eine seltsame Wahl für dieses Genre sein, aber zumindest was die Mechaniken anbelangt, weiß Relics genau, wie diese Spiele funktionieren, und stellt sicher, dass genau diese Erfahrung geboten wird, wenn auch mit einer großen Auslassung (auf die ich gleich zu sprechen kommen werde). Man erkundet, erweitert, nutzt aus und vernichtet (exploring, expanding, exploiting and exterminating) auf einer auf Sechsecken basierenden Karte, während man Ressourcen, Basisbau und Produktion managt.
Der eine Ort, an dem Sie atmosphärische und gutaussehende Bilder sehen werden, sind die Splash Screens des Spiels, die visuell genau das bieten, was man sich von der 40K Lizenz erwartet.
Aber hier wird wenig geboten, das wirklich begeistern kann. Relics erfüllt gewissenhaft alle Erfordernisse des 4X-Genres, gestaltet das Ganze optisch so um, dass es zur Warhammer Lizenz passt – und das ist im Grunde alles. Die Karte ist eintönig und deprimierend, während die Einheiten (und ihre Animationen) wenig von dem Pomp und Flair zeigen, die man mit so einer übertriebenen Serie verbindet.
Doch am meisten stört das Fehlen der Diplomatie. Man könnte zwar argumentieren, dass es im 40K-Universum keine Diplomatie gibt, doch sie ist nun einmal ein Standard-Feature in 4X-Spielen und oft die einzige Möglichkeit, das Geschehen mit etwas Leben und Persönlichkeit zu erfüllen. Das Fehlen der Diplomatie nimmt Relics viel von seiner potenziellen Strategie und Spieltiefe und lässt jedes Spiel abgestanden und ohne eigenen Charakter erscheinen.
Und das ist doch etwas schade, denn Relics wartet mit der einen oder anderen guten Idee auf. Es versucht das durch das Fehlen der Diplomatie entstandene Loch zu stopfen, indem es den Kampf – vor allem die Verwendung von Fernwaffen, Granaten, Gedankenkontrolle und Nahkampf – ein wenig interessanter macht als bloßes Aufeinanderhetzen von Einheiten. Tatsächlich ist dies eine der besseren rundenbasierten 40K spiele der letzten Jahre für den PC.
Relics wurde von Proxy entwickelt, dem Studio, das zuvor Pandora: First Contact machte, ebenfalls ein Sci-Fi-4X-Spiel, dem es an Persönlichkeit mangelt. Herausgebracht wurde es von Slitherine, einem Unternehmen, das vom Verkauf von PC-Strategiespielen lebt.
Ich mag Slitherine, denn das Unternehmen ist so etwas wie ein schmuddeligeres Paradox. Panzer Corps und Order of Battle sind zwei der feinsten Strategieserien auf dem PC und BSG Deadlock ist fantastisch. Aber die 40K Titel dieses Publishers — dies ist das dritte Spiel aus diesem Universum nach Warhammer-Versionen von Panzer Corps und XCOM — blieben qualitativ deutlich hinter diesen sehr guten Spielen zurück.
Das Problem dürfte in diesem Fall an der Wahl des Genres liegen. Der Versuch, ein so blutrünstiges Universum in ein Spiel eines Genres zu quetschen, das normalerweise eine größere Vielfalt von Spielstilen ermöglicht, ist ein strategischer Fehler, der auch durch noch so viele Ideen für die Kämpfe nicht wettgemacht werden kann. Relics versucht, 40K Fans die komplette 4X-Erfahrung zu bieten, kann aber nur mit ordentlichen rundenbasierten Kämpfen aufwarten.
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