RP Boo: I'll Tell You What! (Planet Mu)
RP Boo, ein Pionier des in Chicago entstandenen Footwork-Genres (von vielen wird er gar als “the unsung godfather of footwork” bezeichnet), kaufte in den späten 90ern seine erste Roland R70 Drum Machine. Es handelte sich dabei um ein Gerät, das in der Auslage eines billigen Musikinstrumente-Händlers ausgestellt war. Da er keine Bedienungsanleitung dazubekam, wusste er nicht, wie er Takte ausdehnen und mehrere Takte lange Figuren programmieren konnte, weshalb er exklusiv mit Rhythmusfiguren arbeitete, die nur einen Takt lang waren – so schuf er seinen hektischen Sound mit mehreren Ebenen und quetschte Dancefloor-Befehle in hämmernde Rhythmen und rumpelnde Bassklänge. Jahre später spielte er dann auf einer anderen R70 und erkannte die Klänge nicht wieder, was ihm zu einer wichtigen Erkenntnis verhalf – die Voreinstellungen (presets) auf seinem eigenen Gerät waren von allen, die es im Geschäft ausprobiert hatten, bis zur Unkenntlichkeit verändert worden. Erfüllt von den ersten zaghaften Versuchen anderer Drum-Machine-Enthusiasten aus Chicago war sein Sound somit von allem Anfang an einzigartig.
Auf I’ll Tell You What!, RP Boos drittem Album für das Label Planet Mu, ist diese Originalität in ihrer vollen Pracht zu erleben: seine Battle Tracks wurden ganz offensichtlich für Tänzer kreiert und kombinieren frenetische Polyrhythmen, spartanische dahinjagende Drums, schemenhafte Paranoia und dichte Tapeten von Samples.
Es ist ein Album, das gemacht ist, um Herzschrittmacher zu zerstören, doch die interessantesten Tracks tendieren dazu, das Tempo zu verlangsamen. „Earth’s Battle Dance“ hat einen Beat, der rituell wirkt, als wollte er Geister beschwören, ehe er in entspannten Soul übergeht. „Back from the Future“ klingt wie eine düstere Sex Jam; und „U-Don’t No“ bietet einen nachdenklichen Moment voller Melancholie, was nicht verwundern sollte, da dieser Track in den Tagen nach dem Tod seiner Schwiegermutter entstand. I’ll Tell You What! hat nicht denselbe Crossover-Anziehungskraft wie Jlin, deren Black Origami Album auf Planet Mu auf vielen „Best Electronic Album“ Listen des vergangenen Jahres ganz vorne zu finden war, aber es ist ein definitives Statement eines Sounds, der as Zeug dazu hat, sich länger zu halten. Wenn es ein Wort gibt, dass RP Boos revolutionären Sound beschreibt, dann ist es “legit”.
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