Gwenifer Raymond: You Never Were Much of a Dancer (Tompkins Square)
Die 32.jährige Multi-Instrumentalistin Gwenifer Raymond aus Wales ist die perfekte Werbung dafür, den eigenen Träumen nachzujagen. Als junger Nirvana Fan hörte sie deren Coverversion von Lead Bellys „Where Did You Sleep Last Night“ und machte sich auf die Suche nach US-amerikanischen Acoustic-Blues-Aufnahmen. Dann nahm sie Gitarrenunterricht bei einem Lehrer, der sie mit John Fahey bekannt machte, dem Pionier der amerikanischen „primitive guitar music“. Anklänge an Fahey sind auf ihrem faszinierenden Debütalbum allgegenwärtig (es gibt sogar einen Track namens „Requiem for John Fahey“). Wenn man es hört, ohne zu wissen, von wem es stammt, würde man nie im Leben glauben, dass es von einer in Brighton lebenden Person stammt, die in Wales geboren wurde. Dieser Eintopf aus Bluegrass, Blues und gespenstischen Americana kann nur aus einem Land kommen, in dem Baumwolle und Tabak wachsen.
„Off to See the Hangman Part I“, der erste Track des Albums, ist eine falsche Fährte, denn hier spielt Ryamond auf einer alten Violine eine von der arabischen Musik beeinflusste Melodie. Doch schon auf dem zweiten Track, „Sometimes There’s Blood“, beginnt das Fingerpicking, das nicht mehr nachlässt. Es ist ein wunderbares und mysteriöses Album: Raymond spielt alle Instrumente selbst, wobei nicht nur die Details beim Spielen, sondern auch bei der Instrumentierung (unter den Instrumenten ist auch eine Bradley Kincaid “Houn’ Dog” Parlour Guitar aus den 1920ern zu finden) bemerkenswert ist. Dies ist Musik, die knarrt und kracht, in der man den metaphorischen Wind durch die Ritzen in den Wänden pfeifen hören kann. Doch sollten Sie nicht glauben, dass dies nur Southern Gothic für akustische Instrumente ist: das rasante Picking von „Face Down Strut“ und das hektische „Appalachian“ Banjo-Zupfen von „Oh, Command Me Lord!“ bringen pure Freude zum Ausdruck. Dies ist ein wunderbares Album, und Gwenifer Raymond ist ein profundes Talent.
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