Die gedämpften Klänge der Vorstadt
Luluc: Sculptor (Sub Pop)
Was wie der emotionale Abschluss von Lulucs drittem Album wirkt, ist bereits nach ungefähr der Hälfte der Spieldauer zu hören, und zwar auf „Cambridge“. “I guess we’re living proof / There are other roads open to me and you”, singt Zoë Randell, “And as I took to the stage and that dark room waiting to come alive / I thought of that light in your eyes, fuck yeah, and I held my head up high.” Vor und nach „Cambridge“ wirkt Sculptor wie ein Album der Unzufriedenheit, als wären die Macher in einem Leben und an einem Ort gefangen, die nicht zu ihnen passen.
Mitunter ist dieses Gefühl, am falschen Platz zu sein, jenes eines Jugendlichen in der Kleinstadt, wie auf „Kids“, wo man sich über “those bored police / Who follow you on the street” ärgert.
Mitunter ist es geographisch: „Controversy“ bezieht seinen Text aus dem Roman My Brother Jack von George Johnston und beginnt mit der Zeile: “What was so terrifying about these suburbs was that they accepted their mediocrity.” Gelegentlich ist es das einfache Gefühl, nicht unter Gleichgesinnten zu sein: “Let it be something different / Please let it be something different”, fleht Randell auf „Me and Jasper“. Es besteht immer die Gefahr, weinerlich und „entitled“ (anspruchsberechtigt) zu wirken, wenn man verkündet, wie sehr man sich von dem kleingeistigen Pöbel unterscheidet. Dieser Falle entgehen Luluc durch ihre Musik, die nicht trotzig und wütend ist, sondern gedämpft und schwermütig. Steve Hassetts Gitarre klingt wie Löwenzahn, dessen Sporen vom Wind weggeblasen werden, was die Wirkung der gelegentlichen hektischen Einstreuungen von J Mascis und Aaron Dessner deutlich verstärkt. Wenn man sich dieses Album anhört, denkt man vielleicht an Cowboy Junkies oder die Kurzgeschichten von John Cheever, denn dies ist Vorstadt-Traurigkeit umgeformt zu Schönheit.
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