Anandi Bhattacharya: Joys Abound (Riverboat)
Die indische Musik hat eines mit der US-amerikanischen Country-Musik gemein: sie liebt Dynastien. Dieses Debütalbum der Tochter des berühmten Gitarristen Debashish Bhattacharya ist eine richtige Familienangelegenheit, denn ihr Vater produzierte es nicht nur sondern spielte natürlich auch Gitarre darauf und ist als Mitkomponist einiger Stücke angeführt, während ihr Onkel Subhasis an den Tablas, den klassischen indischen Handtrommeln, zu hören ist. Die beiden älteren Anverwandten tun ihr Bestes, um Anandis erstaunlichen Gesang ins rechte Licht zu rücken. Die 22-jährige Sängerin sagt von sich selbst, dass sie „keine Puristin“ sei, und zählt Radiohead, Ella und Joni zu ihren persönlichen Favoriten, auch wenn diese Einflüsse hier kaum zu hören sind. Über weite Strecken ist Joys Abound eine Hommage an die klassische indische Tradition; dazu kommen iberische Ausschmückungen, ein Folk-Song aus Rajasthan und ein Gedicht des mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichneten Dichters und Musikers Rabindranath Tagore.
Anandis Gesang vermittelt ein Gefühl von Freiheit, ob sie nun ein Gebet des Danks an die Elefantengottheit Ganesh singt, das auf „In Between Us“ über einen regelrechten Tabla-Gewitter schwebt, oder auf „Maya’s Dream“ die Silben rappt. Sie absolvierte zwar eine klassische Gesangsausbildung, doch Anandis Vortrag ist auch merklich von Bollywood beeinflusst. Ihr Vater steuert Begleitung auf verschiedenen Instrumenten bei: Sitar-artige Melodien auf einer akustischen Slide Guitar, die von ihm selbst entworfen wurde, aber auch kräftigere elektrische Klänge. Zu den Gästen auf diesem Album zählen die vielseitige Katalanin Carola Ortiz, die auf einigen Tracks sehr klangvoll Klarinette spielt, darunter auch auf ihrem eigenen „Flor de Puja (Flowers of Rain)“, einem sanften Highlight dieses erfrischenden Debüts.
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