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Julian Argüelles & Tetra: Tonadas (Albumkritik)

 

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Julian Argüelles & Tetra: Tonadas (Edition)

 

 

Jazz wird Mainstream-Publikum mitunter mit den wenig vertrauenerweckenden Versicherungen nähergebracht, dass er nicht immer seltsam ist, dass gelegentlich auch fröhliche Melodien gespielt werden und dass man hin und wieder sogar dazu tanzen kann. Bewunderer dieser Musikrichtung wissen, dass der beste Jazz – selbst wenn er noch so komplex und herausfordernd ist, keine Entschuldigungen braucht, denn es ist unbestreitbar, dass wir Musikern, die Spontaneität bis an die Grenzen ausdehnen können, ohne Songstrukturen und tanzbare Rhythmen zu vernachlässigen oder gar zu zerstören, sehr befriedigende musikalische Momente verdanken. Zu denen, die das meisterhaft beherrschen, zählt auch Julian Argüelles, der mehrere Blasinstrumente spielende Improvisationskünstler, Komponist und Gründer und Mitglied der britischen Big Band Loose Tubes. Argüelles ist ein wirklich talentierter Künstler, der sich gerade in seiner Glanzzeit befindet: Jazz, klassische Musik und multikulturelle Folkmusik beeinflussen ihn, und destillierte spanische Motive (seine Mutter stammte aus Katalonien) verliehen diesem feinen Album seinen Charakter.

 

 

Tonadas ist die zweite Veröffentlichung seines Tetra Quartetts, dem derzeit der Pianist Ivo Neame, der Bassist Sam Lasserson und der Drummer James Maddren angehören. Vom ersten Track „Alalá“ an bereichern Argüelles’ Klangnuancen (vor allem auf dem Tenorsaxophon) seine schnellen Melodien, improvisierten Linien und aufrüttelnden Rhythmusänderungen, und alle vier Musiker zeigen zwischen Erinnerungen an das prägnante Hauptthema der Nummer und den unverwechselbar iberischen Auflösungen, was sie können. Das schnurrende „Bulerías“ gleitet auf einem pulsierenden Bass-Hook und prasselndem Schlagzeug dahin; das traurig sehnsüchtige „Tonadilla“ erforscht ein reizendes zentrales Thema, das von allen Melodieinstrumenten aufgenommen und überarbeitet wird; „Sevilla“ beginnt schroff mit brütenden mit mehrstimmigen Tenorsaxophonklängen, aber es geht bald in fliegende Variationen von Argüelles und Neame über, die von Lasserson und Maddren mit arrhythmischer Beharrlichkeit begleitet werden. Tetra verfügen über immense spontane Leichtigkeit, doch Argüelles’ atmosphärische Kompositionen vervollständigen ihre reiche Mischung von Improvisation und Vorausdenken. Sie gehen im September mit dieser Musik in Großbritannien auf Tournee.

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