Suede: The Blue Hour (Warner)
Nachdem Sie nach 11-jähriger Schaffenspause 2013 mit dem ordentlichen, keine Überraschungen bietenden Bloodsports ihr Comeback gefeiert hatten, zeigten sich Suede mit dem 2016 veröffentlichten fast filmisch anmutenden Night Thoughts deutlich wagemutiger. Mit The Blue Hour, ihrem achten Album, gehen sie nun noch einen Schritt weiter. Es sollte in einem Stück angehört und als großes Ganzes betrachtet werden, nicht als 14 separate Songs; es gibt sogar eine Story, die die Tracks lose miteinander verbindet. Was Konzeptalben anbelangt, hat dieses nicht den klarsten erzählerischen Zusammenhang, aber wenn man die Texte, die Gesprächsfetzen und die Außenaufnahmen (auf einer ist der fünfjährige Sohn von Frontmann Brett Anderson zu hören) zusammenstückelt, entsteht nach und nach die Geschichte eines vermissten Kindes.
Andersons Songwriting ist mehr vom Landleben geprägt als von heruntergekommen Stadtlandschaften, seit er nach Somerset übersiedelt ist, doch es sind die Schattenseiten dieses ländlichen Lebens, auf die er sich konzentriert, am bemerkenswertesten auf „Flytipping“ und dem schrillen „Roadkill“, das deutlich von Velvet Underground inspiriert ist. Tatsächlich bleiben seinen textlichen Hauptmotive erfreulich konstant: „Wastelands“ und „Beyond the Outskirts“ könnten ihre Namen einem Random Suede Song Title Generator verdanken. Musikalisch verleiht der Einsatz eines Chors und des City of Prague Philharmonic Orchestra den Arrangements eine angenehme Üppigkeit und er macht deutlich, wie weit sich die Band seit ihrem kommerziellen Höhepunkt in den 1990ern entwickelt hat. The Blue Hour ist düster und packend und nie langweilig, aber in einem Zeitalter der Playlist-freundlichen Direktheit dürfte es nur die treuen Fans der Gruppe ansprechen.
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