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Ambrose Akinmusire: Origami Harvest (Albumkritik)

 

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Ambrose Akinmusire: Origami Harvest (Blue Note)

 

 

Der Trompeter Ambrose Akinmusire ist Teil jener Generation von Westküsten-Jazzmusikern – so wie Kamasi Washington, Thundercat und Terrace Martin –, die auf Kendrick Lamars To Pimp a Butterfly zu hören ist. Aber er ist der mit Abstand abenteuerlustigste Musiker dieser Gruppe: ein Solist, der von warmen, zu Herzen gehenden Tönen innerhalb eines Taktes zu abstrakten, ausgeflippten Klängen wechseln kann, und ein Komponist, dessen ausgedehnte Song-Suiten und elliptischen Songtitel („My Inappropriate Soundtrack to a Genocide“, um nur ein Beispiel zu nennen) for example) von einer gesunden stilistischen Rastlosigkeit zeugen.

 

Origami Harvest ist sein bisher gewagtestes Werk, eine Zusammenarbeit mit dem fortschrittlichen Mivos Streichquartett und dem schelmischen Rapper Kool AD, die musikalische Kategorien zu bloßem Nonsens reduziert. Mitunter sind die bewussten Kollisionen von freier Improvisation und Komposition, von hoher und Unterhaltungskunst, so misstönend, dass man sie fast nicht anhören kann – auf „Free, White and 21“ flüstert Akinmusire über dahinjagenden Drums und einem Streicherarrangement im Stil von Aaron Copland die Namen von dutzenden Afroamerikanern, die erschossen wurden, was klingt, als würden drei völlig verschiedene Platten zugleich abgespielt. Doch an anderen Stellen sorgen der Pianist Sam Harris, das Mivos Quartet und Akinmusires sich klanglich so stark verändernde Trompete für wunderschön abstrakte Begleitung für Kool AD, während dieser zwischen ergreifender Poesie und dämonischen Rap-Obszönitäten hin und her wechselt. Auf „Americana“ verändert der Philip Glass-artige Minimalismus des Mivos Quartet sich langsam, während Kool AD kontroverse Zeilen über Amerikas “savage histories, brutal legacies, illusory democracies, feudal tendencies” zum Besten gibt. Auf „Particle/Spectra“ erwacht ein komplexes, nicht aufgelöstes fugales Arrangement für Streichquartett und Trompete nach fünf Minuten plötzlich zu fröhlichem Leben, wobei es sich in ein Stück Weltraum-Zeitalter-R&B verwandelt, in dem der aus Oklahoma stammende Sänger LmbrJck_T zu hören ist. Das Resultat ist eine Reise durch Amerika, die sowohl traumartig als auch dystopisch ist, anstrengend, aber seltsam verlockend.

 

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