Kiran Leonard: Western Culture (Moshi Moshi)
Derevaun Seraun, das brillante vorherige Album des Songwriter aus Saddleworth, war eine Suite hyper-persönlicher Reaktionen auf Lieblingswerke der Literatur; Western Culture ist so nach außen gerichtet, wie ersteres nach innen gewandt war. Leonard thematisiert das Versagen der grundlegenden Kommunikation im Zeitalter von „fake news“ und festgefahrener Positionen, in unserem paradoxen kulturellen Moment, in dem so viel gesagt, aber so wenig verstanden wird. Hier finden sich einige wirklich wertvolle, unparteiische Botschaften: “There is no choice of answer when you’re desperate, when you’re kept from setting the agenda”, singt er auf dem wunderschön episodischen „Legacy of Neglect“. “The subject is left boxed in with the wrong question.” Hier und an anderen Stellen beklagt er den Umstand, dass eine politische und finanzstarke Klasse letztlich für den Hass und die Frustration verantwortlich ist, die sich unter denen breitmacht, denen es nicht so gut geht und die viel weniger Einfluss haben.
Die meisten dieser Songs verschwinden, wenn sie enden, durch eine Tür und lösen sich auf, ohne Hooks zu hinterlassen, die man in Erinnerung behalten würde. Dass sie mit einem unkomplizierten Setup von Gitarren, Schlagzeug und Streichern gespielt werden, verleiht ihnen eine „garage-y“ Frische, die es zu einem Vergnügen macht, sich ihnen vorübergehend zu widmen – damit erinnern sie ein wenig an die Chicago-Schule des Jazz-Rock im Stil von David Grubbs und Jim O’Rourke, allerdings mit einer Beefheart-artigen Energie, die mitunter die textlichen Botschaften verdeckt. Allerdings gibt es auf diesem Album auch außergewöhnliche Songs, die nachwirken, vor allem „Unreflective Life“, mit Sicherheit einer der besten Tracks des Jahres. Seine erste Hälfte bewegt sich gefühlvoll durch Math-Rock-Taktarten, ehe er sehr leise wird und Leonard fast flüstert: “We are tethered and spent / spinning into the arms of a quiet inside / or a screaming antidote.” Sich auf eine geistige Insel zurückzuziehen oder permanent wütend zu sein, scheinen die einzigen Optionen zu sein, die uns noch bleiben. Das kathartische, unglaublich bewegende Gitarrensolo, das darauf folgt, zeigt uns eine weitere: Schönheit.
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