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Nao: Saturn (Albumkritik)

 

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Nao: Saturn (RCA Records)

 

 

Sie hat zwar bisher die Charts nicht gerade durcheinandergewirbelt, doch Naos Stil definierte einen Moment in der Entwicklung des britischen Mainstream-R&B. Wie viele ihrer Kollegen nahm sie den Staffelstab auf, den der unglaubliche Jai Paul (sie arbeitete sogar mit dessen Bruder AK Paul zusammen) fallenließ, und leistete die beste, anspruchsvollste Arbeit von allen, die versuchten, den für ihn typischen knirschenden Funk in erstklassigen Pop zu verwandeln: ihr gelang dies, indem sie auf ihrer 2014 erschienenen EP So Good über solchen Klänge unendlich lieblich gurrte und potenzielle Hymnen schrieb, wie etwa „Adore You“ auf ihrem 2016 veröffentlichten Debütalbum For All We Know.

 

Die Frage, die sich anlässlich ihres zweiten Albums stellt, ist ob Nao versucht, Charterfolge zu erzielen, die zweifellos in Reichweite sind, oder sich noch weiter auf das Gebiet unkonventioneller Grooves vorwagt. Und auf Saturn ist ihre künstlerische und persönliche Weiterentwicklung offensichtlich, auch wenn ihr zuckersüßer Gesang nach wie vor sehr dominierend ist.

 

Das Album basiert auf der astrologischen des “Saturn return” (Widerkehr des Saturn) – das ist der Paradigmenwechsel, der sich im Leben eines Menschen alle 29 Jahre ereignen soll – und operiert auf einer riesigen kaleidoskopischen Skala. Die Bandbreite reicht von Ekstase bis Verzweiflung, wobei kosmische Tänze („Gabriel“) neben intimen Geständnissen („Saturn“ featuring Kwabs) zu finden sind. Die experimentierfreudigen Momente machen sich bezahlt: auf „Orbit“ dringt sie dank Verzerrung und beeindruckender, an Gospel erinnernder Einlagen gesanglich in neue Sphären vor.

 

Die Single „Make It Out Alive“ (featuring SiR) ist eine verletzliche Offenbarung für eine Sängerin, die es vorzieht, ihr Privatleben vor der Öffentlichkeit zu schützen, denn hier schildert sie das Zerbrechen einer langen intimen Beziehung als ein“house that burned down to the fucking ground”. „Drive & Disconnect“ besticht mit einem erfrischenden Afrobeat-Vibe – zunehmen der Sound des Pop von den britischen Inseln – und macht Naos Fähigkeit deutlich, sich an Poptrends anzupassen.

 

Es ist schwer, offensichtliche kommerzielle Hits auszumachen. „Saturn“ ist irgendwo zwischen den Tanzhits von Produzenten/DJs mit bekannten Gaststars und ernsten, herzerwärmenden Balladen anzusiedeln. War Naos Sound einst im Epizentrum einer vielversprechenden Synthpop-Szene, ist er nun gewöhnungsbedürftiger und spricht eine treue und beständig wachsende Fangemeinde an, die sich für ihre musikalische Abenteuerlust begeistern kann. In einer Zeit, in der R&B-Klassizisten wie Jorja Smith, Ella Mai und Mahalia Erfolge feiern, ist Nao eine verlockende Alternative zum Mainstream.

 

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