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Thom Yorke: Suspiria (Albumkritik)

 

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Thom Yorke: Suspiria (XL Recordings)

 

 

Dieser Soundtrack unterscheidet sich sehr stark vom anderen hochkarätigen Soundtrack des Herbstes, jenem für A Star Is Born. Die Songs des letzteren sind nur in den seltensten Fällen ausschließlich dazu da, den Plot zu untermalen und die Szenen auf der Leinwand zu verstärken, sondern funktionieren auch perfekt als eigenständiges Album. Doch ohne den Luxus diegetischer Songs ist die Musik des Radiohead Frontmanns für Luca Guadagninos Suspiria Remake ziemlich traditionell geraten und gehört in den Hintergrund, um die Emotionen zu steigern, weshalb sie nicht allzu unterhaltsam ist, wenn man sie sich ohne die dazugehörigen Bilder anhört.

 

Das Pulsieren der analogen Synthesizer auf „Volk“ ist einfallsreich arrangiert und angenehm rau im Vergleich der vielen oft allzu deutlich von Hans Zimmer beeinflussten Soundtracks die man heutzutage zu hören bekommt, aber leider sind dieser und andere Tracks melodisch sehr simpel und vor allem zu zahm, weshalb sie nicht ansatzweise mit dem von Goblin für den 1977 erschienenen Originalfilm geschaffenen lärmenden prog-elektronischen Bacchanal konkurrieren können. Besser sind die kürzeren Stücke wie „Voiceless Terror“ und „The Room of Compartments“, die gehörig an der Angstschraube drehen und in den Kinos für Gänsehaut sorgen dürften. Doch als rein akustische Werke sind sie nur etwas für Fans, die alle Veröffentlichungen Yorkes haben müssen. Das Chorstück „Sabbath Incantation“, ebenfalls sehr gut dargeboten, wirkt wie ein Symbol für Religiosität, nicht wie ein Werk, das für sich selbst bestehen kann. Es finden sich hier auch einige Totalausfälle: das an Hall reiche krachende Klavier auf „The Hooks“, „The Balance of Things“ und „Olga’s Destruction“ ist verdammt nahe am Horrorklischee, und „Suspirium“, das zentrale Thema des Films, das auf einfallslosen nach oben strebenden Arpeggios basiert, ist eine Enttäuschung.

 

Es gibt auch Raum für ein paar richtige Songs, etwa die vom Harmonium getragen Trip-Hop-Nummer „Has Ended“ und das seekranke Matrosenlied „Open Again“; allerdings ist nur einer dieser Songs ein wahrer Klassiker. „Unmade“ ist eine erstaunlich bewegende Klavierballade, die rund um ein robustes aus vier Akkorden bestehendes Motiv aufgebaut ist und wunderschön auf diesem Fundament hin und her gleitet, während hohe Töne darüber flattern. Sie erinnert auch daran, wie stark Yorkes Falsettgesang sein kann – so singt er etwa die Textzeile “I swear there’s nothing up my sleeves” so offen und leicht wie ein Chorknabe. Da Given Guadagnino in seinen beiden letzten Filmen Songs von den Rolling Stones und den Psychedelic Furs sehr gekonnt einsetzte, kann man davon ausgehen, dass diese Ballade in einem sehr wichtigen Moment erklingen wird.

 

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