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Hickory Signals: Turn to Fray (Albumkritik)

 

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Hickory Signals: Turn to Fray (GF*M records)

 

 

Understatement-Warnung: Folkmusik war nie ein Genre, das zu Frauen besonders nett war. All diese Jungfrauen, die von Schurken zu den Flüssen hinuntergeführt wurden, um entjungfert und ertränkt zu werden; so viele Mädchen und Mütter, die aus nichtigen Gründen schrecklich bestraft wurden, mitunter tödlich. Wenn diese Songs immer wieder vorgetragen werden, erinnert das die Liebhaber des Folk natürlich an die Grausamkeiten der Geschichte, aber mitunter wirken sie wie das akustische Äquivalent von TV-Dramen, die uns lange eine schöne Leiche zeigen.


Doch im Jahr 2018 wirkt der moderne Folk viel aufgeweckter und zeitgemäßer. Nehmen Sie nur das Debütalbum des in Brighton beheimateten Duos Hickory Signals – das Ehepaar Laura Ward und Adam Ronchetti –, das diese reiche Furche sehr gekonnt beackert. Auf diesem Album wechseln sich traditionelle Songs und Originalkompositionen mit Banjo und Streichern ab; es beginnt mit einem Lied über das zurückgezogene Leben der englischen Dichterin Rosemary Tonks (1928-2014), einem “grieving widow’s only child”, das “rages for the truth”. Darauf folgen Songs über Flüchtlinge („Kana“), die Weisheit junger Frauen („Two Girls“) und F. Scott Fitzgeralds Ehefrau („Zelda“), die vergnügt „allein tanzt“ (“dancing alone”), wenn alle sie verlassen haben. Es endet mit einer wunderschönen Version des Traditional „Bushes and Briars“, das von einer Frau handelt, die gegenüber ihrem Liebhaber “boldness” (Unerschrockenheit) demonstrieren will, obwohl sie weiß, was passieren kann, wenn sie das tut.

 

Turn to Fray wurde gemacht, um das Thema „Menschen, deren Welt aus den Fugen gerät“ auszuloten, von dem Ward und Ronchetti aufgrund ihres Hauptberufs einiges verstehen. Ward arbeitet mit Frauen und Familien, die mit Drogenabhängigkeit zu kämpfen haben, und ehrenamtlich mit Flüchtlingen; Ronchetti unterrichtet Jugendliche mit Lernschwierigkeiten.

 

Aber auch wenn man das nicht mitbedenkt, ist die Stimmung des Albums direkt und tief bewegend, was ganz besonders für den Titelsong gilt: “I’ve known what to do / For such a long time“, sagt dessen Protagonistin und gesteht ein, dass sie eine trostlose Sicherheit darin findet, an ihrem Schicksal nichts zu ändern, nur um es schließlich doch zu tun. Ein sehr starker Moment.

 

 

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