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Laibach: The Sound of Music (Albumkritik)

 

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Laibach: The Sound of Music (Mute)

 

 

Nachdem Sie uns mit ihren Versionen von 14 Nationalhymnen, sieben Versionen von „Sympathy for the Devil“ und pseudo-faschistischen Coverversionen von Queen und anderen erfreuten, beglücken uns die Industrial-Recken nun mit ihren bisher kitschigsten Neuinterpretationen: Songs aus The Sound of Music, die amüsant in überlautem Synthpop und mit dem gutturalen Gesang von Milas Fras vorgetragen werden. Dieses ohnehin schon sehr bemerkenswerte Konzept wurde durch die Entscheidung, dieses Projekt 2015 in Nordkorea erstmals zu präsentieren, quasi in die Ionosphäre katapultiert. Sie wurden damit zur ersten bekannten westlichen Rockband, die in diesem Land gastierte.Die Vorstellung, dass isolierte nordkoreanische Kulturliebhaber nun annehmen dürften, dass westliche Rockmusik überwiegend von schroffen, bärtigen Slowenen gemacht wird, die ihre Liebe zu cremefarbenen Ponys und Apfelstrudel zum Ausdruck bringen, ist mehr als witzig. Allein dafür gebührt Laibach Applaus.

 

Ihre auf diesem Album versammelten Coverversionen sind mitreißend, lustig und regen zum Nachdenken an. Die Arrangements bieten Momente reiner Schönheit, etwa der Dunstschleier von Harmonie, der „Edelweiss“s Blumenfeld unter einem immer größer werdenden Schatten von Gewalt heraufbeschwört, während mit einem stampfenden Glam-Rock-Rhythmus jedes Gramm Eingängigkeit und Lieblichkeit aus „Lonely Goatherd“ herausgequetscht wird.

 

 

Fras’ Horrorcore-Version von „Do-Re-Mi“ ist ein eintöniger Gag, aber an anderen Stellen hilft er uns, den Film mit anderen Augen zu sehen. Seine großartige Theatralik auf „Sixteen Going on Seventeen“, in Duett mit der pflichtbewusst zurückhaltenden Marina Mårtensson, bringt die latente Gruseligkeit des Verehrers im Teenageralter zum Vorschein, der vorgibt, ein Beschützer zu sein: “Tertally unprepared are yeuu / To faaace a worrrrld of men!” knurrt er mit laszivem Vergnügen. Tatsächlich suggeriert er, dass der Verlust der Unschuld – persönlich und national – der Kern von The Sound of Music ist. Das Entdecken des Sex durch Maria und Liesl geschieht schließlich just in dem Moment, da Österreich vom Dritten Reich korrumpiert wird. Austria is corrupted by the Indem er in „So Long, Farewell“ “I’d like to stay and taste my first champagne”kreischt, zeigt Fras, das diese Zeile in Wahrheit von unserer animalischen Verzweiflung handelt, erwachsen zu werden. Aber indem er sich in „My Favourite Things“ mit derselben Stimme entzückt gibt, deutet er an, dass uns die Unschuld nie ganz verlässt. Und wie verhält es sich nun mit Nordkorea? “How do you solve a problem like Korea”, fragen sie sich und ahmen damit die patriarchalische Haltung nach, die der Westen gegenüber dem Land einnimmt. Dieses Album mag herrlich albern sein, aber es ist so glänzend wie jener Lieblings-Kupferkessel.

 

 

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