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Alessia Cara: The Pains of Growing (Albumkritik)

 

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Alessia Cara: The Pains of Growing (Virgin EMI)

 

Bewertung

 

Diese kanadische Pop-R&B-Sängerin war noch ein Teenager, als sie 2015 den Durchbruch schaffte, und musste, wie der Titel ihres zweiten Albums verdeutlicht, in der Öffentlichkeit erwachsen werden, wobei ein Schlüsselmoment der Gewinn des Grammy als „best new artist“ im heurigen Jahr war, was online von vielen kritisiert wurde, da sie ihrer Meinung nach nicht mehr neu genug war. Doch während das ständige emotionale Drama, das hier skizziert wird, darauf hindeutet, dass ihre Unschuld längst der Vergangenheit angehört, ist sie noch lange nicht so reif, wie sie vielleicht glauben mag.

 

Nur wenige Künstler stehen so offensichtlich bei einem großen Label unter Vertrag: die Professionalität und Vermarktbarkeit dieses Produkts sind sehr hoch. Das bedeutet, dass das Songwriting oft stark ist: „Growing Pains“ erfreut mit gleich zwei großartigen Refrain-Melodien, während „I Don’t Want To“ über eine sehr befriedigende Auflösung verfügt. Doch die Produktion klingt mitunter verdächtig so, als wäre sie perfekt auf eine bestimmte Zielgruppe ausgerichtet, von Post-Winehouse-Soul bis hin zu xx Gitarren, und die digitale Instrumentierung ist so nichtssagend wie ein zu stark mit Filtern bearbeitetes Instagram-Photo.

 

 

Die Texte sind von stark wechselnder Qualität. Der Tiefpunkt ist „Nintendo Game“, das wohl nur nur für Hörer der Altersgruppe 10-14 niedlich ist, denn hier werden auf peinliche Weise die Irrungen und Wirrungen der Liebe mit einem Videospiel verglichen. Wenn man einmal gehört hat, wie “Rainbow Road” ungeschickt in das Reimschema gepresst wurde, kann man es nicht mehr verdrängen. Und das ist schade, denn die Melodie ist sehr eingängig. Das gilt auch für „Trust My Lonely“, ein melodisches Stück Pop-Reggae, das ähnlich unter der entsetzlichen Refrainzeile seines Titels leidet, die auf unvergessliche Weise “lonely” in ein Hauptwort verwandelt und sich wie ein witzloser Empowerment-Hashtag anhört. „All We Know“ verfügt über einen der besten Refrains des Albums, aber seine umfallenden Dominosteine sind ein zu vertrautes zentrales Bild.

 

Wenn sie auf Metaphern verzichtet und nur schlicht singt, wird sie viel bewegender: wenn sie sich auf „7 Day“, der an Jorja Smith erinnernden Bitte an Gott, über “the land of hot takes / the spectacle of cut and paste” beklagt oder auf „A Little More“, einer der lieblichen, rohen, pessimistischen Balladen, die diesem Album ein bisschen Eigenständigkeit verleihen, “stumbling into the palm of your hand”, kann man es wirklich genießen, auch wenn man sich ein wenig darüber ärgert, dass es nicht mehr von diesen Momenten gibt.

 

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