Zayn: Icarus Falls (RCA)
Das 2016 erschienene erste Soloalbum des früheren One Direction-ers Zayn Malik erweckte gemischte Reaktionen. Sein Umstieg auf R&B-Pop war durchaus sinnvoll und nachvollziehbar und die Produktion war tadellos, aber kindische Texte und ein Unvermögen, sich auf das Wesentliche zu beschränken, sorgten dafür, dass es über unteres Mittelmaß nicht hinauskam. Es fällt deshalb schwer, zu glauben, dass Maliks zweites Album nicht unter denselben Problemen leiden wird: die erste Zeile lautet “Sweet baby, our sex has meaning” und das Werk umfasst nicht weniger als 27 Songs (90 Minuten Spieldauer).
Aber wenn man gewillt ist, die geradezu einschüchternde Länge und gelegentliche unbeholfene Textzeilen (zum Beispiel: “An attack of the mind / like Optimus Prime in his prime”) zu akzeptieren, wird hier einiges geboten, das sich hören lassen kann. Wenn er uns nicht mit wunderbarem Falsett erfreut, setzt der britisch-pakistanische Sänger oft auf melismatischen Gesang im Bollywood/Qawwali-Stil, der regelrecht aus ihm herausströmt. Die Länge dieser Veröffentlichung lässt sie eher wie eine „Playlist“ und nicht wie ein Album wirken, denn das verbindende Element ist vor allem die Hochglanzproduktion, aber dies erlaubt Malik, sich an vielen verschiedenen Stilen zu versuchen: „There You Are“ ist verdammt nahe an Pop in der Art von 1D, „All That“ ist glänzend und „glitchy“, während das „Bang Bang (My Baby Shot Me Down)“-sampelnde „Good Guy“ vor allem atmosphärisch überzeugt, während Malik warnt, dass er nicht der ist, für den man ihn hält.Es wäre leicht gewesen, davon auszugehen, Icarus Falls würde eine Übung in Hybris werden, doch Malik enttäuscht diese negativen Erwartungen und bleibt so weiter auf dem aufsteigenden Ast.
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