Kodak Black: Dying To Live (Atlantic)
Die neue Generation der Rapper aus Florida sorgt für allerlei Kontroversen, und zwar nicht nur mit ihren Gesetzesverstößen, sondern auch mit ihrer ästhetischen Unverständlichkeit. Der bei diesen Künstlern angesagte Look ist eine Mischung aus Gesichtstätowierungen und vielfarbigen Dreadlocks, ihre Worte sind gemurmelt, Emotionen mit Auto-Tune verfremdet; Wiederholung ist das Schlüsselelement (denken Sie nur an Lil Pumps „Gucci Gang“).
Kodak Black ist fixer Bestandteil dieser Szene. So richtig bekannt wurde er, als Drake seinen Song „Skrt“, eine unkonventionelle R&B-Rap-Ballade, auf Instagram postete, und der nächste Karriereschub kam, als Cardi B in ihrem 2017 erschienenen Hit „Bodak Yellow“ auf seinen Track „No Flockin“ anspielte. Er schaffte es zwar, sich von seinen weniger verständlichen und schlüssigen Kollegen durch tagebuchartige Tracks wie „Letter“ (2016), auf dem er aus der Perspektive eines Häftlings rappte, abzuheben, aber auf Dying to Live verpufft diese Introspektion.
Die Melodien mögen mitreißend sein, denn sie beziehen etwa helle, fröhliche Steel Drums („ZEZE“) und schwebende Synthesizerklänge („In The Flesh“) ein, die einen angenehmen Kontrast zu Blacks affektiertem Vortrag darstellen, aber es fällt schwer, das Moralisieren auf Tracks wie „Testimony“ und „Malcolm X.X.X“ nicht unbehaglich zu finden.
Auf letzterem preist Black XXXTentacion, den Rapper, der seine Freundin brutal misshandelt haben solle, ehe er 2018 ermordet wurde. Black wurde wegen Vergewaltigung angeklagt und wartet auf seinen Prozess, was ihn aber nicht davon abhält, auf „Testimony“ einen moralisierenden Ton anschlägt und rappt, dass er “God-sent … to relay these messages” ist. Dieses Album ist ein Fehlschlag: Black kann nicht mit der Neuartigkeit oder den Innovationen aufwarten, die diese Szene so bekannt gemacht haben.
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