Teeth of the Sea:
Wraith (Rocket Recordings)
Die Trompeten, die sich durch das fünfte Album von
Teeth of the Sea ziehen, erscheinen wie die prophetischen Hörner von Jericho. Sie sind dick mit Hall überzogen und kündigen die dystopische Landschaften an, die das in London beheimatete Trio auf neun Tracks aus klappernder, sich zerstreuender elektronischer Percussion, erdigen Basslinien und gespenstischen Ambience-Klängen kreiert.
Wraith ist großteils instrumental und klingt eher wie ein Techno-Experiment und nicht mehr wie das auf Lärm basierende Maul ihres vorherigen Albums, des 2015 erschienenen
Highly Deadly Black Tarantula. Die Brutalität löst sich in
„I’d Rather, Jack“, mit dem dieses Werk beginnt, auf, was Italo-Disco-Synthesizern zu verdanken ist, die aus
Erol Alkans
Phantasy Sound Studio stibitzt wurden, wo dieses Album aufgenommen wurde. Danach verwandeln sich die Club-Sounds in die Jazz-Bläser und den dissonanten Bass von
„Hiraeth“, ehe den Hörern mit dem Ambience-Track
„Burn of the Shieling“ eine kleine Atempause gegönnt wird.
Darauf ist die Zeit für etwas Nachdenklichkeit gekommen, denn „Visitor“ klingt wie eine Instrumentalnummer von
Giorgio Moroder, während
„Her Wraith“ durchaus auf die heiterere Seite eines
Oneohtrix Point Never Albums passen würde. Generische Dissonanz wird zum Untergang von
Wraith, denn viel zu früh werden die vielversprechenden, pochenden elektronischen Klänge der ersten Nummern von matschigen Synthesizer-Arpeggios und perkussiven Texturen abgelöst.
Mit
„Gladiators Ready“, dem Track, der das Album beschließt, kehrt der kalte Schlag von
Teeth of the Seas programmierten elektronischen Drums zurück und gibt ihren Klangexperimenten Form. Doch dieser Track erscheint mehr als überfällig, nachdem mehr als die Hälfte des Albums mit ziellos abschweifenden Instrumentalnummern vergeudet wurde. Würden Sie mehr von ihrer auf Lärm basierenden „disruption“ in diese Mischung einbauen, wäre es wert, ihren prophetischen Hörnern Beachtung zu schenken.
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