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Durand Jones & the Indications: American Love Call (Albumkritik)


Durand Jones and the Indications


Durand Jones & the Indications: American Love Call (Dead Ocans/Coalmine)



Es ist aufschlussreich, dass diese Gruppe von Musikstudenten an der Indiana University gegründet wurde: ihre makellose Vision von amerikanischem Soul hat etwas Wissenschaftliches an sich. Ihr in einer Garage aufgenommenes Debütalbum aus dem Jahre 2016 war unterhaltsam, aber das Songwriting war nicht stark oder originell genug, um den Eindruck zu zerstreuen, es handle sich um ein Schulprojekt, bei dem es darum ging den Stax-Pop der 1960er zu imitieren. Doch auf ihrem nun vorliegenden zweiten Album sind die Arrangements besser ausgestaltet und lassen zugleich mehr Raum, wobei die Streicher, die Bläser und der Backgroundgesang auf dezente Weise üppig sind und das Songwriting geradezu Klassiker-Status erreicht.

Das Resultat ist noch immer völlig retro, und zwar so sehr, dass sogar kleine Easter Eggs für richtige Soulfanatiker eingebaut wurden: das Gitarrensolo von „Morning in America“, dem stoischen „Lage der Nation“-Song, der das Album eröffnet, verwendet denselben kosmischen Sound, den Ernie Isley auf „That Lady“ verwendete, während in der Schlussnummer „True Love“ dieselben drei Gitarrennoten zum Einsatz kommen, mit denen William Bells klassische Rechtfertigung „I Forgot to Be Your Lover“ beginnt. Die warme, körnige Produktion erinnert an die Kammer-Soul-Meisterwerke von Barbara Mason. Doch die Band ist nun ein glänzender Cadillac in Bestzustand und nicht länger ein altersschwaches Oldsmobile.

Es findet sich hier kein einziger schwacher oder auch nur mittelmäßiger Track, und die Highlights können es durchaus mit den Klassikern von Al Green oder Bobby Womack aufnehmen. Zu diesen zählen „Listen to Your Heart“, auf dem Leadsänger Jones über einem knackigen Beakbeat jemandes sehnsüchtiges Verlangen beobachtet und kommentiert; der Backgroundgesang, der die Person auffordert, die Liebe zu erwidern, ist wie ein wunderschöner innerer Monolog. „How Can I Be Sure“ mag zwar über einen etwas verworrenen Text irgendwo zwischen gesellschaftlichem Kommentar und noch mehr Herzschmerz verfügen, aber wenn dieser Song von einer spektakulären Ballade in mittlerem Tempo, die wie andere Tracks vom exquisiten Falsett des Schlagzeugers Aaron Frazer lebt, in eine andere übergeht, die noch spektakulärer ist, wird die Titelzeile universell. „Too Many Tears“ und „Sea Gets Hotter“ sind anspruchsvoller Lounge-Pop für das Abendessen bei einem hippen Debütantinnenball anno 1962; „Walk Away“ ist ein Song, den James Brown singen würde, um jemanden zurückzugewinnen, mit Erfolg.

Vielleicht sollten wir sie nicht in Schubladen wie zeitgenössisch oder retro stecken: obwohl sie um die Mitte des 20. Jahrhunderts geschaffen wurde, deuten Jones und Co. an, dass diese Musik bis in alle Ewigkeit erfolgreich sein kann.



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