Das Neueste

Lucy Rose: No Words Left (Albumkritik)


Lucy Rose


Lucy Rose: No Words Left (Communion)



Lucy Rose hat seit der Veröffentlichung ihres Debütalbums im Jahr 2012 ihren Sound nach und nach reduziert. Zunächst kennzeichnete ihr wohlüberlegtes akustisches Songwriting noch etwas von der verschnörkelten Indie-Geziertheit von Bombay Bicycle Club, mit denen sie zu Beginn ihrer Karriere zusammenarbeitete; später fingen ihre Songs an, ein wenig zu atmen, während sie auf ihrem Album Something’s Changing aus dem Jahr 2017, ihrer ersten Veröffentlichung als „independent“ Künstlerin, nachdem sie sich aus ihrem alten Vertrag bei einem Major-Label herausverhandelt hatte, südlichen Soul auslotete. Sie tourte allein durch Südamerika, wobei sie direkt mit Fans Kontakt aufnahm, um Auftritte und Unterbringung zu organisieren, und übernahm die alleinige Kontrolle über ihre Karriere.



Es ist eine Geschichte, aus der „Empowerment“-Parabeln gemacht sind, aber Rose hatte unter den Folgen zu leiden, denn sie verlor dabei ihr Ziel aus den Augen und einen Teil ihrer Identität. Ihr viertes Album trägt den Titel No Words Left und ist ihr schlichtestes bisher; die Texte handeln von Unsicherheit und Isolation. Dennoch, oder vielleicht gerade deshalb, ist es ihr bemerkenswertestes bisher, denn es vermittelt den bis dato stärksten Eindruck ihrer künstlerischen Identität.

Diesmal steht Roses freimütiges, suchendes Songwriting im Mittelpunkt, das von sanftem Klavier, zartem akustischem Fingerpicking und subtil eingesetzten Streichern und Bläsern kongenial unterstützt wird. Die Produktion widmet sich vor allem Texturen und Intensität und verzichtet weitgehend auf offensichtliche stilistische Wegweiser: das Ende von „Solo(w)“, einem tristen Song mit der Integrität einer frühen Ballade von Kate Bush, scheint vor Sehnsucht zu erblühen, während sich auf „The Confines of This World“, auf dem Rose ihre elektrische Gitarre nach und nach immer bewegter klingen lässt und in Verbindung mit dem Biss ihres Gesangs den inneren Aufruhr verdeutlicht, ein silberner Glanz am Horizont bemerkbar macht. Die flüssigen, intuitiven Arrangements lassen ihre Melodien erstrahlen – der fallende Refrain von „Save Me from Your Kindness“ verdeutlicht ihr Gefühl völliger Trostlosigkeit – und lassen reichlich Raum für ihre zaghaften gesanglichen Darbietungen, die hier reizvoll wirken, nicht wie ein Mangel.

Und in einem Zeitalter, in dem alle Künstler über ihre Ängste singen, ragt das Ungekünstelte ihrer Geständnisse heraus: “I’m terrified that these things won’t ever change, for all of my life” singt sie auf „Treat Me Like a Woman“, einem Song, der es schafft, zugleich in Verzückung zu geraten und stark zu sein.In „Song After Song“ gesteht sie ein, dass der Trost eines Freundes aufgrund ihres andauernden Minderwertigkeitskomplexes vergebene Liebesmüh ist. Das düstere und schöne „No Words Left“ sollte dazu beitragen, ihr Selbstvertrauen zu stärken.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Spass und Spiele Designed by Templateism.com Copyright © 2016 |

2013 - 2016 Spass und Spiele. Designbilder von Bim. Powered by Blogger.