Show Me the Body: Dog Whistle (Loma Vista Recordings/Caroline)
Mit seiner schäumenden Frustration, Paranoia und Unzufriedenheit mit dem Status quo passt das zweite Album dieses Punktrios aus New York deprimierend perfekt in unsere Zeit und dürfte vor allem im vom Bexit zerrüttenden Großbritannien viele Fans finden – es ist nämlich herrlich kathartisch. Der Sound ist aufgrund der Lo-Fi-Garage-Produktion dünn, und die Band ist irgendwo zwischen At the Drive-Ins straffen Tiraden und Death Grips’ losen, langen Predigten anzusiedeln und fügt sich in eine Reihe von unverblümten, direkten, angefressenen US-Punkgruppen ein, die bis zu Fugazi zurückreicht.
Julian Cashwan Pratt ist ein erfrischender Frontmann, dessen Texte wunderschön anti-lyrisch sind: ganz Bellen und stämmige Vokale, skizzieren sie eine schrecklich klaustrophobische Stadtlandschaft, in der Leute sich aneinander klammern, als wären sie rettende Bojen. In „Drought“ ist New York eine spirituelle Wüste, wobei Pratt sarkastisch das Anti-Englisch der Business-Kultur zitiert (“concerning you there’s no figuring you in”), während auf „Arcanum“ seine (teilweise) Selbstverachtung jeden Winkel des Songs durchtränkt: “Visions come awake the lies and piss inside of me.” Exzellenter Cyberpunk floriert, etwa in Form der verzerrten Basslinie von „Forks and Knives“ oder des synkopierten Techno-Pulses von „Badge Grabber“, und fettet den Sound rund um das Drei-Akkorde-Fundament auf, aber die aufregendsten Momente sind diejenigen, die einfach nur direkter Punk sind, etwa die Art und Weise, wie Drought und Camp Orchestra – der Name des letzteren ist von einem Besuch von Auschwitz inspiriert – in ihre eigenen Anfangsstrophen springen, fast wie von der Bühne ins Publikum, oder wie Pratt auf „Madonna Rocket“, dem Highlight dieses Albums, die abgedroschene Phrase “do you know what I mean?” nimmt und ihr mit seinem Heulen wieder etwas Sinn verleiht: sein Verlangen, verstanden zu werden, ist verzweifelt und universell.
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