Jade Bird ist selbstbewusst und kämpferisch: sie schreibt ihre eigenen Songs; sie möchte nicht, dass andere Leute ihr sagen, wie sie sich fühlt oder zu fühlen hat; sie machte ihre ersten Aufnahmen in den Catskills mit Simone Felice. Sie konnte schon so manche Leute begeistern – ein Beobachter der US-Musikindustrie meinte im vergangenen Jahr: “If this were the late 80s, Jade Bird would already be a star.” Der gute Mann dürfte sich um ein Jahrzehnt vertan haben: ihr Debütalbum ist MOR-Americana-mit-Ecken-und-Kanten, also im Grunde jene Art von Musik, mit der Sheryl Crow und Meredith Brooks in den 90ern sehr erfolgreich waren.
Bird ist schonungslos in ihrer Schilderung gescheiterter Beziehungen („Uh Huh“, „Love Has All Been Done Before“, „Going Gone“), und mitunter verlieht die Schlichtheit der Sprache den Songs unerwartete Kraft: in „Good at It?“ ist das “it” das es des ewigen Verlangens der Teenager - “Have you done it yet?” – und die wütende Direktheit der Frage trifft genau ins Schwarze. Doch in anderen Fällen untergräbt die simple, gemütliche Phrasierung die Schlauheit des Songs. „Going Gone“ setzt auf ein ungewöhnliches Thema – die Freundin, die einen nichtsnutzigen Freund unterstützt -, aber “I hate to inform you’re still living in your mother’s house” klingt wie die Erwiderung, mit der man herausplatzt, ehe einem die wirklich treffende Entgegnung eingefallen ist.
Das Album ist poliert wie ein Glastisch, was mitunter funktioniert – wenn die Keyboards auf „Ruins“ dazukommen, ist es herrlich –, aber diese Brillanz wird mit der Zeit ermüdend; hier mag zwar MOR-Americana-mit-Ecken-und-Kanten geboten werden, doch die musikalischen Ecken und Kanten wurden fast zur Gänze abgeschmirgelt. Hier sind Andeutungen auf etwas zu bemerken; falls Bird mehr als eine Eintagsfliege ist, werden wir vielleicht herausfinden, was dieses Etwas ist.
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