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The Chemical Brothers: No Geography (Albumkritik)


Chemical Brothers


The Chemical Brothers: No Geography (Virgin EMI)



Drei Jahrzehnte nach ihrem Auftauchen – zusammen mit Underworld, Orbital und The Prodigy – als Dancefloor, Felder und Arenen füllende große Bestien der Tanzmusik kehren Tom Rowlands und Ed Simons’ mit ihrem neunten Album zu den Wurzeln zurück. Während der Aufnahmen bauten sie ein “studio within a studio”, in dem sie all ihre alten analogen Geräte aufbauten, die seit den 1990ern verstaubten. Die Idee bestand wohl darin, alte Inspirationen wieder aufleben zu lassen, indem man wie einst Musik macht, um dieses dann mit der modernen Technologie dem Publikum des Jahres 2019 schmackhaft zu machen. Und ziemlich genau so hört sich No Geography an.

Der Old-School-Einschlag ist überall zu bemerken, von klappernden Drum Machines über Acid-House-Synthesizer-Schnörkel bis hin zu großen Steigerungen im Stil der Rave-Ära. Während sie für ihr letztes Album, das 2015 erschienene Born in the Echoes,mit dem sie den Sprung an die Spitze der britischen Charts schafften, jede Menge Stars von Beck bis zu St Vincent ins Studio holten, kommt No Geography weitgehend ohne Gaststars aus. Stattdessen wurden die Songs wieder rund um Samples aufgebaut, etwa vom experimentellen Poesie-Projekt Dial-A-Poem aus den 60-er-Jahren ); die japanische Rapperin NENE ist auf „Eve of Destruction“, dem vor-apokalyptischen ersten Track des Albums, zu hören und die norwegische Singer-Songwriterin Aurora verleiht dem überschwänglichen „We’ve Got to Try“ viel Gefühl einem typischen Chemicals Groove, der bereits als Soundtrack für die TV-Übertragungen der Formel 1 dient. Der Titeltrack ist ein euphorischer Raver im Stil alter Zeiten. „Bango“s klappernde Percussion macht hübschen Melodien im Stil von Kraftwerk Platz.

In „The Universe Sent Me“ heult Aurora “I cave in” über surrenden elektronischen Klängen. „MAH“ (inspiriert von der Rede “I’m as mad as hell …” aus dem 1976 veröffentlichten Film Network) ist hypnotisch funky und spiegelt gekonnt die panische Atmosphäre der damaligen Zeit wider. Es wird nicht gerade das Rad neu erfunden, aber gelegentlich verlassen die beiden ihre Komfortzone. „Catch Me I’m Falling“ überzeugt mit einer verträumten Atmosphäre im Stil von Lana Del Rey und einer Melodie, die an Lionel Richies „All Night Long“ erinnert. „Gravity Drops“ ist ziemlich nachdenklich. „Got to Keep On“, das Highlight des Albums, ist ein leichtes Abweichen von den ausgetretenen Pfaden: es ist eine moderne Disco-Hymne, wobei Auroras Gesang und das glockenartige Läuten Erinnerungen an Chic’s „I Want Your Love“ wecken, während No Geography zurückblickt, um erfrischt und belebt auf die Zukunft zuzusteuern.



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