Fontaines DC: Dogrel (Partisan)
US-Amerikaner posaunen ihre irische Abstammung voller Stolz heraus, selbst wenn ihre einzige Verbindung zur früheren Heimat seit Generationen nur noch das am St. Patrick's Day reichlich genossen Guinness ist. Aber im Pop ist es genau umgekehrt.
Bono, Hozier, The Script – alle bedienen sich eines Akzents der von jenseits des Atlantiks kommt, um massentauglicher zu sein. Deshalb ist es erfrischend, einen Sänger, nämlich Fontaines DCs Grian Chatten, zu hören, der voll und ganz auf die blökende Musikalität eines Dubliner Akzents vertraut.Allen, die mit der irischen Punkszene nicht vertraut sind, sei gesagt, dass seine extrem charaktervolle Stimme so erfrischend und anregend ist wie es Alex Truners war, als die Arctic Monkeys den Durchbruch schafften, und er setzt sie ein, um einer ausgelassenen Riege von Charakteren Gehör zu verschaffen: sturer, draufgängerischer Yuppie in „Big“, dem ersten Song des Albums; zeternder Prediger in „Chequeless Reckless“; naiver Dokumentarist in „Liberty Belle“: “You know I love that violence that you get around here / That kind of ready-steady violence.” Dieser Song und andere hier geboten sind fantastische „ramalama“ Surf-Punk-Hits, aber das Quintett beweist auf diesem perfekten Debüt, dass es über beachtliche Bandbreite verfügt. Eine schlichte Basslinie im Stil von Joy Division treibt „The Lotts“ vorwärts, während Chattens Zeilen jeden Takt bis zum Rand füllen, was einen trügerisch simplen, sehr melancholischen Song ergibt. „Roy’s Tune“ ist ebenso traurig und gut, eine Britpop-Ballade mit einer Prise der Naivität von Ian Browns frühesten Darbietungen. „Television Screens“ verfügt über eine Melodie, die in eine traditionelle irische Folk-Ballade passen würde, aber hier klingt sie wie etwas, was Fugazi in ihren sanfteren Momenten spielen würden. Das hier gebotene Songwriting ist von einer Qualität, wie sie Bands meist erst nach vielen Jahren erreichen – oder nie. Brillant von der ersten bis zur letzten Note.
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