Mac DeMarco: Here Comes The Cowboy (Mac's Record Label)
Mac DeMarcos saloppe Balladen zeichnen sich durch einen textlichen Minimalismus aus, der mitunter an die Beatles erinnert – simple, nachempfindbare Beobachtungen, die sich im Laufe eines Songs mehrmals wiederholen, bis sie eine subtile Tiefgründigkeit erhalten. Doch auf dem ersten Song seines vierten Albums, der sich mit diesem den Titel teilt, führt der kanadische Singer-Songwriter seinen sprachlichen Minimalismus noch einen Schritt weiter. “Here comes the cowboy“ verkündet DeMarco affektiert immer und immer wieder, begleitet von hartnäckigen Americana-Klängen – sein rauer Sprechgesang ganz nah am Mikrophon verleiht dieser Zeile zunächst einen bedrohlichen Unterton, ehe die unablässige Wiederholung (es gibt keinen weiteren Text) den Song zu bloßer Dummheit verkommen lässt. Das Resultat ähnelt einem Insider-Witz, den man kaum entschlüsseln kann – und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich kaum lohnen würde, den Versuch zu wagen.
DeMarco hat schon immer in einem klanglichen Hinterland gewerkt. R kombiniert wunderschöne, gefühlvolle Musik, die frühe Indie-Klänge, Alt-Rock der 90er und klassische Singer-Songwriter-Elemente der 70er – Orange Juice meets The Lemonheads meets Harry Nilsson – nahtlos mischt, mit einer post-ironischen Slacker-Persönlichkeit, die Coverversionen von Limp Bizkit zum Besten gibt und während eines Konzerts 20 Minuten lang die Titelmusik von Top Gun spielt. Doch auf Here Comes the Cowboy schleichen sich diese verrückten Mätzchen immer deutlicher in seine üblicherweise gewinnenden Kompositionen ein. Manche Tracks, etwa „K“ und „Finally Alone“, halten erfreulicherweise an seiner bisherigen Formel fest (auch wenn sie nicht annähernd an frühere Highlights wie „Salad Days“ und „My Old Man“ herankommen), doch andere scheinen von einem (unhörbaren) Kichern begleitet zu sein – „Baby Bye Bye“, ein von der Slide Guitar dominiertes Liedchen, dass zu Y (hoffentlich) ironischem „hee-hawing“ verkommt, und die irre Funk-Jam „Choo Choo“, die unter anderem mit einem cartoonartigen Gong erfreut.
Here Comes the Cowboy zog anfänglich wegen seiner Ähnlichkeiten mit Mitskis 2018 erschienenem Album Be the Cowboy – darunter auch der Umstand, dass auf beiden ein Track mit dem Titel „Nobody“ zu finden ist - Kritik auf sich, vor allem in sozialen Medien. Ob es sich dabei nur um einen unglücklichen Zufall handelt oder nicht, die Wahl desselben Songtitels und eines ähnlichen Albumtitels ist nicht der wahre Mangel dieses Werks. Dieser ist – genau wie der Humor seines Schöpfers – formloser: eine Zügellosigkeit, die vor allem durch eine verstörende Beinahe-Komik charakterisiert ist. Here Comes the Cowboy mag einiges von der entwaffnenden Einfachheit und emotionalen Universalität beibehalten haben, die zu DeMarcos Markenzeichen geworden sind, aber letztlich ist dies ein Album, das den Hörer nicht wirklich in seiner Welt willkommen heißt.
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