Japans Min’yo ist ein Beispiel dafür, wie lebenssprühende Folk-Musik zu formellem Ritual erstarren kann, verwandelt von der ursprünglichen Rolle als Songs der Arbeiter, die der Ablenkung und der Kritik dienten, in Kunstmusik, die vor allem von Diven in schicken Kimonos vorgetragen wird. Es ist so, als wären „Scarborough Fair“ und „Seven Gypsies“ Opernsolisten vorbehalten. Die Mission der Minyo Crusaders, einer aus zehn Musikern bestehenden kleinen Big Band, besteht darin, Min'yo aus der Sphäre der Hochkultur wieder ins Alltagsleben zurückzubringen, indem man diese Songs mit verschiedenen Musikstilen aus aller Welt kombiniert. Dieses Debütalbum beginnt mit galoppierendem Cumbia aus Kolumbien, worauf Afrobeat, Reggae, Salsa und mehr folgen. Es ist eine unerwartete Fusion, aber die Crusaders verfügen über eine sehr präzise Bläsersektion, die von verschiedenen Jazz- und Ska-Bands abgeworben wurde, und die oft schwermütigen Melodien werden kunstvoll in fröhlichere Stimmungen eingewoben. „Akita Nikata Bushi“, ein langsames Klagelied, ist in einen geschmeidigen äthiopischen Rhythmus gebettet, über dem Katsumi Tanaka, der Gründer der Band, Surf-Gitarre spielt. Er entdeckte seine Liebe zu Min’yo, nachdem er auf die Tokyo Cuban Boys und andere Bands, die im 20. Jahrhundert Musikstile aus aller Welt mit japanischer Musik mischten. Der Gesang ist unerschütterlich authentisch, wie einige nicht nachbearbeitete Songs beweisen, aber das Hauptaugenmerk wird auf tolle Grooves und feines Musizieren gelegt. Eine Festival-Band, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
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