Im Kontrast zu den idyllischen Klängen von Singing Saw (2016) war Kevin Morbys 2017 erschienenes Folgealbum City Music eine Liebeserklärung an New York City. Während der unwiderstehliche schmierige Schwung von The Velvets’ „I’m Waiting for the Man“ hier auf „OMG Rock n Roll“ erneut beschworen wird, wendet sich Morby textlich spirituelleren Themen zu. Dies mag nicht ganz ein Konzeptalbum sein, aber es ziehen sich doch gewisse religiöse Themen durch Oh My God, während Morby über den alles durchdringenden Einfluss des Glaubens sinniert.
Diese textlichen Überlegungen spiegeln sich in der Musik wider. Es ist hier ein deutlicher neuer Gospel-Einfluss zu erkennen, am offensichtlichsten in Form des Klatschens, mit dem „No Halo“ ausgeschmückt wird, und dem weiblichen Backgroundgesang von „Piss River“ und dem Dylan-artigen „O Behold“, doch er wird durch ein Prisma des Agnostizismus gebrochen.
Tatsächlich ist es sehr unwahrscheinlich, dass Mahalia Jackson je “nothing’s sacred” oder gar “time’s a funny motherfucker” sang, wie es Morby hier in dem Highlight „Hail Mary“ tut. Die sparsamere Instrumentierung eine Prise Saxophon hier, ein kurzes Gitarrensolo da – macht die Stärke dieser Songs noch deutlicher. Ein nicht-religiöses religiöses Album mag wie eine konzeptionelle Sackgasse erscheine, aber dies ist ein weiteres hervorragendes Album eines meisterlichen Songwriters.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen